Lodenmantel für Herren konstruieren
Schnittkonstruktion für einen Lodenmantel für Herren
Der hier gezeigte Herrenmantel in Lodenstoff ist hochgeschlossen, mit losem Koller im Vorder- und Rückenteil, überschnittener Schulter, vertieftem Armloch und legerem Ärmel. Der Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch HAKA Schnittkonstruktionen Mäntel.
Schnittentwicklung Rücken- und Vorderteil
Auf einer senkrechten Grundlinie vom Wirbelpunkt W die Längenmaße Rh, Rl und Lg und von der Taille die Hüfttiefe Ht nach unten messen und Längenmaße abwinkeln. Die Strecke Wirbelpunkt Rückenhöhe Rh halbieren. Bei der Hüfttiefe Ht 2,5 cm einstellen und eine Hilfslinie zu 1⁄2 Rh Punkt ziehen. An der Taille 0,5 cm einstellen, HM fertig auszeichnen und am Saum nach links winkeln. Vom Wirbelpunkt W den Halsspiegel Hs nach links abtragen und 2 cm nach oben winkeln. Rb von der HM auf der Brustumfangslinie nach links messen und nach oben abwinkeln. Auf der Winkellinie 1⁄4 Rh markieren und 1,8 cm nach links winkeln. Die Rt-Schulterschräglage mit 2 cm festlegen. Hilfslinie zum Halsloch ziehen und für Schulterbreite 2 cm von Rb Linie nach links messen.
Rt-Halsloch im Winkel zur HM einzeichnen, 1 cm im Verlauf verlängern und Schulter neu auszeichnen. 2/3 Ad von der Rb nach außen abtragen, Gesamtmaß zur HM zurück ausmessen und auf die Hüftumfangslinie übertragen. Beide Punkte mit einer Hilfslinie verbinden, 0,5 cm taillieren und Seitennaht auszeichnen. Saumlinie von der Seitennaht zur Hälfte des Zwischenraumes winkeln und den Saum fertig zeichnen. Das vorläufige Rückenarmloch auszeichnen. Für das Vorderteil auf der Bu-Linie einen Zwischenraum von ca. 12 cm festlegen, von hier 1/3 Ad abmessen und für die Armvortrittslinie nach oben und unten bis Hu-Linie abwinkeln. 1/4 Rh und At jeweils von der Bu- Linie nach oben messen. Von der Armvortrittslinie auf der Bu-Linie Bb und auf der Taillenlinie Ba nach vorne messen, halbieren und die 1⁄2-Punkte mit einer Geraden verbinden und nach oben verlängern. Für die Achselschrägstellung 1-1,5 cm nach rechts messen, Halbierung neu einzeichnen und von dieser Linie über At winkeln. Von dieser Winkellinie wieder nach unten zum Kreuzungspunkt Bu-/Av- Linie abwinkeln. Schulter-Schrägstellung je nach Figur mit 3,5-4 cm festlegen. Über diesen Punkt eine Hilfslinie ziehen, Schulterbreite vom Rückenteil ./. 0,5- 1 cm für die Einhalteweite übertragen und Vt-Schulter einzeichnen. Von der Schulterbreite eine Hilfslinie zum 1⁄4 Rh-Punkt ziehen.
Für das Vt-Halsloch an der Schulterspitze Hs nach unten messen, abwinkeln und Hs + 2,5 cm abtragen. Vorläufige Halslochform nach Vorlage auszeichnen. Vordere Mitte festlegen: Vom Hs + 2,5 cm Punkt mit Bb, Bb mit Ba verbinden und Ba nach unten abwinkeln. Von der Armvortrittslinie auf der Hüftlinie den Betrag von oben (= 1/3 Ad) + 1-1,5 cm nach hinten messen, Hilfslinien für Seitennaht ziehen, Taillierung wie im Rt mit 0,5 cm festlegen und Seitennaht wie ersichtlich auszeichnen. Nahtlänge Taille / Saum an der Rt-Seitennaht ausmessen und auf die Vt-Seitennaht von der Taille nach unten übertragen. Dieses Maß + 1-1,5 cm auf die Ba-Winkellinie am Vt nach unten übertragen. Vordere Mitte am Saum um 1-1,5 cm ausstellen, nach hinten abwinkeln, Seitennaht nach vorne winkeln und Vt-Saum fertig zeichnen. Das vorläufige Armloch auszeichnen.
Einzeichnen der Modelllinien
Die Schulternaht am Halsloch um 0,7 cm, am Armloch um 1,5 cm nach vorne verlegen und neu auszeichnen. Die Schulter um 5 cm verbreitern und das Armloch an der Seitennaht um 5 cm vertiefen, dabei die Schulterbreite bzw. die Einhalteweite noch mal überprüfen. Am 1⁄4 Rh-Punkt am Rückenteil ca. 3,5 cm, am Vorderteil um ca. 3 cm nach außen stellen und das Armloch neu auszeichnen. Für einen schönen Übergang die Schulter im Vorderteil am Armloch um 0,5 cm nach unten abrunden. Das Halsloch am Vorderteil um 2,5 cm vertiefen, neu auszeichnen und den Übertritt an der vorderen Kante mit 4 cm anstellen. Knopfpositionen aufteilen und Taschenlage einzeichnen.
Linien des Vorder- und Rückenteil- Kollers nach Vorlage einzeichnen, an der HM dabei 1 cm ausstellen und im rechten Winkel zur Seitennaht verbinden. Schlitzlänge an der HM festlegen.
Armlochmaße
Vordere und hintere Armlochhöhe wie ersichtlich von der neuen Schulter jedoch nur zum unvertieften Armloch ausmessen und addieren. Armlochumfang entlang der Schnittkante des vertieften Armloches ausmessen und die Ärmelmaße errechnen
Ärmel
Diese Ärmelaufstellung ähnelt der Konstruktion für einen Hemdärmel und ergibt einen bequemen, legeren Ärmel. Der Konstruktionsaufbau erfolgt an einer senkrechten Grundlinie. Vom Ausgangspunkt A die KimonoÄrmellänge mit 82 cm und die Schulterbreite vom Vorderteil (hier: 22,1 cm) nach unten messen. Von dem Schulterbreiten-Punkt die Kugelhöhe Kgh nach unten messen und nach links und rechts abwinkeln. Vom Schulterbreiten-Punkt die Ärmelbreite Äb jeweils schräg zur Kgh- Linie messen und eine Hilfslinie zeichnen. Die Hilfslinie, wie in der Vorlage gezeigt, aufteilen und abwinkeln und die Ärmelkugel über die Hilfspunkte auszeichnen. Am Saum jeweils die 1⁄2 Äsw nach links und rechts winkeln und mit Hilfslinien zur Ärmelbreite verbinden. Die Ärmelnähte und den Saum nach Vorlage auszeichnen.
Überprüfung der Einhalteweite
Bei der überschnittenen Schulter darf der Ärmel fast keine Einhalteweite haben und muss vor allem im oberen Bereich fast glatt ins Armloch genäht werden.Ist der Ärmel zu weit oder zu schmal, in der Mitte entlang der Grundlinie zum Saum einschneiden und die Mehrweite durch Sperren bzw. Übereinanderlegen regulieren. Der Knips für die Schulternaht ergibt sich durch die Messung der Armlöcher und das Abtragen der Strecken auf den Ärmel. In dem vorliegenden Beispiel ergab sich eine Mehrweite von 6 mm, der Knips wurde in die Mitte gesetzt, so dass sich die Mehrweite auf den vorderen und hinteren Bereich mit je 3 mm aufteilt.
Kragen
Das Halsloch in vertieften Vorder- und Rückenteil ausmessen und addieren. Das ermittelte Maß mit der Kragenweite vergleichen, das Halsloch sollte in der Hälfte ca. 6 cm weiter als der Kragenumfang sein. Ist dieser Unterschied zu klein, kann das Halsloch durch Vertiefen insgesamt weiter gemacht werden. Ausgemessenes Halsloch am Mantel: 1/2 = 26,7 cm ./. Kragenumfang bei Größe 50 (= Hemdkragenumfang) ./. 1/2 = 20,0 cm = Differenz: 1/2 = 6,7 cm Der Schnittaufbau erfolgt an einer waagerechten Grundlinie. Vom Ausgangspunkt 1⁄2 Halslochweite nach links messen, 1/3 Punkt festlegen und Halbierung angeben. Für die Kragenrundung hinten 1 cm, vorne 2 cm nach oben winkeln und Ansatzlinie auszeichnen. Die Kragenbreite hinten mit 6 cm und vorne im Winkel auf die Ansatzlinie mit 5 cm nach oben stellen. Kragen wie in Vorlage auszeichnen. Kragenansatzlänge kontrollieren und gegebenenfalls parallel an der HM ausgleichen.
Zusätzliche Längengewinnung im Vorderteil
Um dem Mantelvorderteil die nötige Brustfülle und Länge zu geben, gibt es folgende Möglichkeiten: entweder durch Dressieren des Vorderteils oder, wie hier gezeigt, durch Einlegen eines Brustabnähers. Voraussetzung hierbei ist, dass der Mantel mit einem darüberliegenden Koller gearbeitet wird. Von der Halslochspitze 8 cm nach rechts messen, zur Brustumfangslinie einschneiden und die Brustumfangslinie ebenfalls durchschneiden. In der Brustmitte das Vorderteil ca. 0,7 cm hochschieben, so dass sich an der Schulter ein Abnäher mit 2,5- 3 cm Tiefe ergibt. Die vordere Kante begradigt sich dabei. Abnäher 2 cm kürzen und fertig auszeichnen.
Einlegen des Abnähers für das Schulterblatt im Rücken
Das Schulterblatt kann ebenfalls eindressiert werden oder die nötige Form wird mit einem Abnäher in das Teil gebracht. Von der Halsspitze 6 cm nach links messen und eine senkrechte Linie zur 1⁄2 Rh-Linie ziehen. Die 1⁄2 Rh-Linie einschneiden. Das hintere Teil an der HM um 0,5 cm nach oben schieben. Beide Teile in der Mitte ca. 0,8 cm hochdrehen, so dass sich ein Abnäher mit einer Tiefe von ca. 1,5 cm bildet. Abnäher ebenfalls 2 cm kürzen und fertig auszeichnen.
Die schnittfertigen Kollerteile
Den Vorderteilkoller mit dem eingezeichneten Brustabnäher aus Zeichnung 4 auskopieren, von unten einschneiden und den Brustabnäher zulegen. Der Koller erhält so etwas Mehrweite, die benötigt wird, damit der Koller verzugsfrei über dem Mantel liegt.
Der Rückenteilkoller wird hingegen ohne Abnäher aus dem Grundschnitt herauskopiert. Der Koller hat an der HM bereits 1 cm Mehrweite und liegt lose über dem Rücken, so dass kein Abnäher nötig ist. Je nach verwendetem Oberstoff werden beide Koller am Halsloch, der Schulternaht, dem Armloch und der Seitennaht um ca. 24 mm größer geschnitten, damit sie locker über dem Mantel liegen.
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