Hosenträger selber machen
Tragende Rolle – Hosenträger sind „in“. Früher dienten sie der Funktion, hielten Röcke und Hosen einfach nur am richtigen Platz. Jetzt stehen sie als fantasievolles Accessoires im Rampenlicht.
Hosenträger, ehem. Hosenhebe genannt; Riemen oder Bänder, nach 1830 aus Gummi, die über die Schultern gelegt und vorne und hinten am Hosenbund befestigt werden. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts mit Quersteg an Arbeits- und Kinderhosen sowie in der Volkstracht aufgekommen, wurde er mit dem Pantalon um 1792 Teil der allgemeinen Kleidung. Im 19. Jahrhundert trug man ihn hinten gekreuzt und unter der Weste verborgen, nur bei der Trachtenhose war er immer ein sichtbares Schmuckstück. Um 1913 wurde mit dem allmählichen Weglassen der Weste beim Alltagsund Sportanzug der Hosenträger durch den Gürtel ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg trug man den Hosenträger noch zur Abendhose, heute meist nur noch an der Frackhose, abgesehen von seiner Verwendung als eine Art Hilfsmittel im Alltag.
Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Fachbuch Atelier – Fachwissen aus der Praxis Teil 2.
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, werden aber durch den Verwendungszweck beeinflusst. Die Träger am Rock können am Bund festgenäht werden, Hosenträger erfordern immer Dehnfähigkeit. Bei allen sollte stets auf den Halt im Schulterbereich geachtet werden. Besonders wichtig bei abfallenden Schultern. Ein Verbindungssteg auf Brusthöhe oder ein Latz im Vorderteil sind nicht nur dekorativ, sie geben auch Halt. Träger im Rücken überkreuzt oder gehalten mit Spange, Knopf, evtl. durch die Schnittform, können ein zusätzlicher Blickfang sein. Man sollte in der Mode die Rückengestaltung nie vernachlässigen. Der Betrachter sieht nicht nur die Vorderansicht, vielmehr kann er ungeniert den Rücken betrachten und – hoffentlich – bewundern. Träger sollten eine Einheit mit dem gesamten Stil der Garderobe bilden. Ein Look gewinnt durch die Harmonie im Zusammenspiel aller Details.
Hosenträger mit Borte und Paspel
Eine farbenfrohe Borte, passend zum Rock- oder Hosenmodell, harmonisch abgestimmt auf das Gesamtbild, verleiht diesem Träger eine besondere Note. Die Breite des Trägers ergibt sich aus der Bortenbreite und der verwendeten Klipse. Eine dabei entstehende Differenz wird an beiden Seiten durch die Paspelbreite ausgeglichen. Klipsbreite 3,6 cm, Bortenbreite 3 cm, bleiben auf den Seiten je 0,3 cm Paspelbreite.
[fotocredit value="© CATWALKPIX.COM"](Bild: Catwalkpics)
Zuschnitt
Trägergrundmaterial – Breite 7,6 cm. Länge an der Kundin messen, plus Zugabe zum Festnähen. Überlänge um den Bund abzudecken und Spitze nicht vergessen. Borte und Einlage in gleicher Länge. Einlage – ohne Nahtzugabe – gleiche Länge. Einlagenbreite 3,6 cm.
Verarbeitung
Dieser Träger hat keine sichtbare Naht. Beide senkrechten Schnittkanten versäubern. Die Einlage genau auf die Mitte des Trägerstoffes fixieren. Etwa 3 – 4 cm hoch die Kanten – Stoß an Stoß – mit der Hand verbinden. Kanten einbügeln und Borte in gleicher Höhe aufheften. Nicht durchstechen. Diesen kurzen Teil wenden und zur Spitze steppen. Kleine Steppstiche wählen und an der Spitze 2 mm quer nähen. Ecke zurückschneiden und wenden. Die versäuberten Schnittkanten mit Nähgarn zusammenheften. Das Material muss in der Mitte schließen und wird mit der Borte abgedeckt. Bortenrand – farblich passend – aufsteppen. Auf den gleichmäßigen Kantenabstand achten. Trägerende versäubern, am Klip durchziehen und festnähen. Um ein Rutschen über die Schulter zu vermeiden, sollte am Rücken eine Trägerspange angebracht werden.
Am Rücken schließt der Träger mit einer Spitze ab und liegt lose über Hosen- oder Rockbund. Um für die Hose Dehnfähigkeit zu bekommen, ist ein Lochgummi anzubringen. Das Gummiband darf nicht zu hoch angesetzt sein, es muss vom Träger verdeckt bleiben. Man steppt das Gummiband – fast unsichtbar – im Bortenmuster darunter. An der Bundinnenseite – am Rücken – sind zwei Knöpfe anzubringen. Die Knöpfe liegen etwa 9 cm auseinander. Sie dienen dem Einknöpfen für den Lochgummi.
Dieses Trägermodell kann auch als Gürtel verarbeitet werden.
Gestreifte Träger in Westenoptik
Eine klassisch-elegante Trägerform, geeignet für jedes Alter. Die 4 cm breiten Träger bilden, fadengerade im Streifenverlauf gearbeitet, eine schlankmachende Silhouette.
Schnittkonstruktion
Zur größeren Stabilität ist der Zuschnitt in dreifacher Breite. Der Latz verläuft im Streifen schräg zur Mitte nach unten. Im Taillenbereich sind Träger und Latz gleich breit. Träger und Mittelteil enden jeweils in westenähnlichen Ecken. In der Verbindungsnaht zwischen Latz und Träger ist ein Knopfloch eingearbeitet. Flache Knöpfe, Durchmesser ca. 2,5 bis 3 cm, bereichern die Optik. Ein Knopf im Rücken hält die Überkreuzungen der Träger. Für ein zeitsparendes Anfertigen ist an der Unterseite des Trägers eine Webkante zweckmäßig, vorausgesetzt die Kante ist fehlerfrei. Als Einlage bietet sich Vlieseline H 140 mit integriertem Faden an. Sie eignet sich sehr gut im Schrägteil, muss aber im Fadenlauf mit dem Oberstoff übereinstimmen.
Zuschnitt
Trägerlänge an der Kundin messen. Zugabe beachten. Trägerbreite 4 cm, plus 4 cm mit Webkante und Zwischenmaterial (Naht) 3,8 cm, ergeben eine erforderliche Breite von 11,8 cm. Ecken nach der Schnittzeichnung einteilen. Latz oder Mittelteil und Futter im schrägen Fadenlauf mit 1 cm Nahtzugabe zuschneiden. Das Futter erhält ebenfalls eine Naht in der Mitte. Die angegebenen Maße entsprechen der Konfektionsgröße 36/38. Für stärkere Figuren vergrößern, dabei den Brustabstand beachten. Die Träger sollen nur knapp, höchstens zur Hälfte über den Brustpunkt reichen. Einlage für den Träger ohne, Latzteil mit Nahtzugabe vorbereiten.
Verarbeitung
Zuschnitt fixieren, dabei die Einlage auf dem Träger 4 cm neben der Webkante auflegen. Mittelnaht schließen. Am unteren Ende die Nahtzugabe offen lassen. Gut vernähen. Naht auseinanderbügeln und obere Kante lisieren. Knopflochöffnung ebenfalls mit einem Lisierband stabilisieren. Träger und Latz (Mittelteil) verbinden. Für das Knopfloch an der vorgesehenen Stelle offenlassen. Nähte flach bügeln. Vom Knopfloch bis zur Saum ecke die Webkante des Trägers schmalkantig auf das Futter steppen. Futternaht umbügeln. Saumkante und oberes Latz ende verstürzen. An den Ecken kleine Stiche wählen und ca. 2 mm quersteppen. Fadenspannung beachten. Ecken genau zurückschneiden und Nähgut wenden. Kanten bügeln. Das Futter an der Knopflochöffnung anstaffieren und im Träger auslaufen lassen. Die restliche Futternahtzugabe auf die Trägernaht legen. Das Trägerunterteil (Besatz) mit der Webkante auf den Träger steppen. Die Außenlinien ebenfalls absteppen. Senkrechtes Knopfloch am Rückenträger anbringen und Knopf annähen.
Träger mit Schließe
Klassisch, trendig, dominant, Träger sind immer eine schmückende Ergänzung. Ein schmales Mittelteil – oder Latz – das sich von der Taille sowohl nach unten als auch zur Brust verbreitert, mit je zwei schmalen Bändern zur Schulter reicht, wird mit einer Schließe in der Taille gehalten und zeichnet eine schlankmachende Silhouette. Eine rechteckige Schließe mit mindestens zwei Dornen hält den Latz am Rock fest. Für dieses Modell eignet sich Leinen sehr gut.
Träger mit Bogenkante und Steg
Diesen Träger muss man dem Körper anpassen. Der geformte Steg und die Bogenkanten sind sehr dekorativ und beeinflussen positiv die Optik der Schulterpartie. Sie zu besticken oder fertige Motive (geht schneller) an den Bogen anzubringen, ist eine weitere Möglichkeit das Modell noch attraktiver zu gestalten. Das Modell kann aus Tuch, Flanell, Satin, Kammgarnstoff ebenso wie aus dichter Seide oder Baumwollgewebe gefertigt werden. Als Futter empfiehlt sich fein gewebtes Baumwollmaterial (kein Batist). Träger brauchen Formbeständigkeit und Stabilität. Dazu geeignet und materialgerecht die Einlage bestimmen. Eine gute Krageneinlage, z. B. von Vlieseline, hat sich bewährt.
Schnittkonstruktion
Die Maßangaben entsprechen der Größe 40/42. Für den Schnitt folgende Maße nehmen. Von der Schulterspitze:
– Vorne über den Brustpunkt bis zur Taille messen.
– Brustpunkt festhalten, Brustbreite kontrollieren.
– Hinten gerade zur Taillenmitte.
Bei den Längenmaßen Zugabe beachten (Anprobe).
Träger vorne: Grundschnitt verwenden. Von der Schulterspitze bis Brust tiefe messen, markieren und eine Linie waagerecht zur Mitte ziehen. Abstand vordere Mitte bis Träger 7 cm. Von hier läuft der Träger senkrecht nach unten und endet mit einer Rundung. An der Schulter 5 cm nach außen gehen und eine Linie – Trägerinnenkante – zum Kreuzungspunkt ziehen. 6,5 cm Trägerbreite zeichnen. Bogenlänge 6,5 cm, Bogentiefe 2 cm. Letzter Bogen läuft im 4 cm breiten Träger aus. Träger hinten: Eine Winkellinie nach innen zeichnen und von a bis b 3 cm messen. Punkt a bis Punkt c = 14 cm. Punkt b mit Punkt c verbinden. Diese Linie geschwungen zeichnen. Von b bis d 6,5 cm und 1 cm nach unten gehen. Mit Punkt b zur Schulternaht verbinden und Bogen einzeichnen.
Zuschnitt
Um ein Ausdehnen der Träger zu vermeiden, erhält dieses Modell eine Schulternaht. Es ist wichtig den Fadenlauf korrekt zu beachten. Alle Oberstoff- und Futterteile mit 0,8 cm Nahtzugabe zuschneiden. Spielraum für die Trägerlänge vorsehen. Die Einlage an den Verbindungsnähten mit Naht, an den Verstürznähten ohne Naht zuschneiden.
Verarbeitung
Einlage auf den Oberstoff fixieren. Mittelsteg verstürzen, Seitennähte bleiben offen. Bei wenig fransenden Stoffen Naht knapp zurückschneiden, eine breite Zugabe einzwicken bzw. kleine Keile herausnehmen. Schulternähte von Oberstoff und Futter schließen. Nähte flach bügeln. Beide Teile nahtgenau rechts auf rechts liegend zuerst an der Innenseite des Trägers bis zur Stegöffnung steppen. Für den 3 cm breiten Steg bleiben 7 cm offen. 2 cm über und 2 cm unter der Stegmarkierung. Auf einer Seite kann man den Steg mitverstürzen, erschwert aber das Wenden. Träger mit Bogenabschluss und Außenkante auf dem Futter feststecken und nähen. Dabei unbedingt das Futter kurz halten. Nur so erhält man eine nach unten orientierte Naht und saubere Kanten. Genäht wird 1 mm neben der Einlage. Dadurch legt sich die Naht besser. Alle Bogen und Ecken mit kleinen Stichen steppen und auf die Fadenspannung achten.
An den Ecken einen kleinen Querstich steppen. Vor dem Wenden bis knapp zum Querstich einschneiden. An den Bogen in gleichmäßigen Abständen kleine Keile herausnehmen. Die Nahtzugabe muss sich gut legen und schließen. Bei grob gewebten Materialien kann man die Naht nicht knapp zurückschneiden – Ausfransgefahr. Träger wenden und mit dünnem Garn in Bruch heften. (Heftfaden würde beim Bügeln Druckstellen verursachen.) Den ebenfalls gewendeten und an den Kanten gesteppten Steg einarbeiten. Genau an der Nahtlinie und Markierung wird der Steg angesteppt und das Futter mit kleinen Stichen anstaffiert. Trägerkanten absteppen (Einlage festhalten) und die Enden versäubern. Am vorderen Trägerende Knopflöcher einarbeiten. Wenn gewünscht, Verzierung fertigen.
Hosenträger mit Metallringen
Material: Jeansstoff, rutschfestes, strapazierfähiges Baumwollfutter, feste Krageneinlage (sie muss den Ecken Halt geben). Metallringe, Innendurchmesser 2,5 cm (erhältlich im Gardinengeschäft, in Bastelläden oder Kunstschlosserei). Verschieden breite Klips (Kurzwarenabteilungen). Hosenträgergummi (evtl. Herrenhosenträger verwenden). Am Rücken kann ein Motiv aufgenäht werden.
Trachten
Träger im Folklorestil
Hosenträger im Mustermix
Ringe sind nicht überall schnell zu beschaffen evtl. auch unerwünscht, dann bieten sich Patchwork-Hosenträger an. Sie sind jugendlich fröhlich und eine ideale Ergänzung zur immer noch beliebten Jeans. Schmückt man die Hosenbeine mit einer Musterreihe der Träger, ist der Erfolg garantiert. Dazu eine schlichte Hemdbluse oder T-Shirt getragen, ist das Gesamtbild optimal fürs Büro oder beim Shopping.
Farblich harmonisch, sowohl in den abwechselnden Mustern als auch auf die Hose (den Rock) abgestimmt, sollten die einzelnen Stoffe qualitativ und strukturell gleichwertig sein. Eine sehr feste Einlage, z.B. Hemdkrageneinlage, ist erforderlich. Die Anzahl der Einzelteile richtet sich nach der benötigten Länge. Geringe Veränderungen – kleiner oder größer – können an der Schnittzeichnung vorgenommen werden.
Schnittkonstruktion
Zuschnitt
Alle Teile nach der Schnittzeichnung zuschneiden. Motivmitte ist gleich Fadenlauf. Jeweils 1 cm Nahtzugabe berechnen. Die Einlage erhält seitlich und an der Spitze keine Nahtzugabe. Die Nähte legen sich so besser. Das Futter, möglichst rutschfest und strapazierfähig, wird als durchgehender Formstreifen zugeschnitten. Teil 1, vorne am Träger, erhält keine Spitze. Eine Seite hat für den Klips eine variable Länge. Die weiteren Teile greifen immer übereinander. Um den Übergang zum Trägergummi abzudecken, kann eine kontrastfarbene Ecke vorbereitet werden. Wird ein Motiv aufgenäht, reicht eine Versäuberung mit dem Futter.
Verarbeitung
Alle Teile fixieren. Nahtzugabe an den Spitzen umbügeln. Der Stoffmustereinteilung entsprechend fortlaufend, schmalkantig aufsteppen. Sind die einzelnen Teile zu einem Band gefertigt, wird es mit Futter verstürzt. Ecken zurückschneiden – die Naht muss innen schließen – kurze Nahtstellen gleichmäßig einzwicken und wenden. Kanten exakt bügeln und schmal absteppen. Dabei wird die Einlage festgehalten. Die offene Kante am ersten Teil versäubern. Am Klips durchziehen und auf die vorher bestimmte Länge offenkantig oder umgebugt festnähen. Am Rücken den Abschluss wie bei den Hosenträgern mit Ringen arbeiten.
Sind die Träger für einen Rock bestimmt, wird auf ein Gummiband verzichtet. Man kann nach dem letzten Musterteil gerade, 2,5 cm breit, bis zum Rockbund verlängern. Um ein Verrutschen auf der Schulter zu vermeiden, müssen die geraden Bänder überkreuzt werden. Ein schwingender Rock, aus den Stoffmustern des Trägers, raffiniert aufgeteilt, kann Furore machen. Mit Sicherheit ein Blickfang für den neuen Modefrühling.