BH-Größen berechnen
English
Er ist aus den Kleiderschränken der Frauen nicht wegzudenken – der Büstenhalter kurz BH. Ob mit oder ohne Bügel, elegant, sportlich oder aufreizend, es gibt ihn in vielen Formen, Farben und für die verschiedensten Zwecke.
Inhalt
- Geschichte des BHs
- BH-Formen
- Der BH in seinen Einzelteilen
- Passform-Probleme
- BH-Größe messen
- Cup-Größe errechnen
- Schnittkonstruktion BH und Panty
<
Die Geschichte des BHs
- In der Antike und im alten Griechenland verhüllten Frauen ihre Brust mit Bändern. Diese Brustbinde nannte man Strophium.
- Im 15. Jahrhundert kam das Dekolleté in Mode und hielt sich bis ins 19. Jahrhundert. Große, feste Brüste galten als schön – die Anfänge von Mieder und Korsetts waren geschaffen. Frauen der oberen Schichten trugen aufwendige Korsetts und ließen ihre Kinder bevorzugt von Ammen stillen.
- Im 19. Jahrhundert kam die zierliche Taille in Mode. Idealmaß: Der Mann soll mit zwei Händen die Frauentaille umfassen können. Stäbe aus Fischbein sorgten für Stütz- und Formfunktion des Frauenkörpers. Aufgrund der zu engen Schnürung kam es zu gesundheitlichen Problemen wie Ohnmachtsanfällen, Übelkeit, Atemnot, Essstörungen und Fehlgeburten.
- 1896 traten Mediziner und Feministen für die Frauen ein: Der Allgemeine Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung war gegen die unterdrückende Frauenkleidung.
- 1914: Die Amerikanerin Mary Phelps Jacob erfand den heutigen BH. Sie fertigte ihn aus Fischbein, Seidentüchern und einigen Bändern und ließ ihn patentieren. Nachdem der Selbstvertrieb missglückte, verkaufte sie das Patent für 1.500 $ an die Warner Bros. Corset Company.
- Erster Aufschwung des BHs durch den ersten Weltkrieg: Aufgrund von Rohstoffknappheit wurden Frauen aufgerufen, von Mieder und Korsett auf den stoffsparenden BH umzusteigen.
- 1920 brachte der BH 12,6 Millionen Dollar Gewinn ein.
- In den 40er Jahren: Vorstellung des Wonderbra. Er versprach, aus kleineren Brüsten üppige Dekolletés zu zaubern.
- 1968 änderte sich das Frauenbild und der BH wurde zum Zeichen der (sexuellen) Unterdrückung der Frau. Feministinnen sollen als Protest gegen die Miss America-Wahlen öffentlich BHs verbrannt haben.
- Für die meisten Frauen gilt der BH heute als notwendig – aus praktischen und gesundheitlichen Gründen. Es gibt ihn in den unterschiedlichsten Materialien, Farben und Formen.
BH-Formen
Bügel-BH (der Klassiker)
Er ist formgebend und stützend.
Balconette-BH
Seine Körbchen umschließen die Brust oben nicht ganz. Die Träger sitzen weiter außen am Körbchen. Ideal für größere Dekolletés und für Dirndl.
Neckholder-BH
Die Träger verlaufen über den Nacken. Die Schultern sind frei. Ideal für Neckholder-Tops. Bei großer Oberweite sollte man darauf achten, dass das Rückenteil gut stützt, da sonst das Gewicht vom Nacken getragen wird und dies zu Verspannungen führen kann.
Trägerloser BH
Ideal für schulter- und rückenfreie Kleidungsstücke. Da die Träger fehlen, sollte er etwas enger sitzen, damit er nicht rutscht. Oft besitzt er an den Rückenkanten Silikonstreifen, die für zusätzliche Haftung sorgen.
Bandeau-BH
Er ist im Prinzip ein elastisches Band ohne Verschluss und kommt ohne Träger aus. Größere Busen finden wenig Halt. Er ist eher für kleinere Oberweiten geeignet.
Push-Up-BH
Mithilfe von Silikon- oder Schaumstoff-Einlagen wird der Busen an und hervorgehoben. Er ist ideal für ein großes und schön geformtes Dekolleté. Besonders geeignet für die kleinere Oberweiten. Der Schnitt sorgt dafür, dass die Brust seitlich und auch von unten angehoben wird.
Triangel-BH
Wird gern mit dem Neckholder verwechselt. Der Unterschied: Der Triangel-BH hat keine Bügel und wird im Nacken gebunden. Die Körbchen sind dreieckig geformt und die Träger verlaufen relativ weit außen – wie beim Bikini.
Bustier (Soft -BH)
Besitzt eine ähnliche Form wie der Bandeau-BH, nur mit Trägern. Er gibt relativ wenig Halt und ist eher für kleinere Oberweiten geeignet.
Sport-BH
Ideal bei sportlichen Aktivitäten, da er besonders breite Träger besitzt und die Brust komplett umschließt. Viele sind mit einem Ringerrücken (Racerback) ausgestattet, damit die Träger nicht von der Schulter rutschen. Um optimal die Bewegung abzufedern, ist er oft aus besonders elastischem und festem Stoff gefertigt.
Spitz-BH (Cone-BH oder Bullet-BH)
Er war besonders in den 60er Jahren beliebt. Heutzutage trägt man ihn nur noch selten. Er besitzt kegelförmige, spitze Körbchen, umschließt die komplette Brust und hat den Verschluss meist vorne.
Still-BH
Speziell für schwangere und stillende Mütter. Die Körbchen lassen sich separat aufklappen. Sie bestehen aus dehnfähigem Material, um der Größenveränderung der Brust gerecht zu werden. Aufgrund der empfindlichen Brust besitzt er meist keine Nähte am Körbchen. Man sollte ihn nicht vor dem achten Schwangerschaftsmonat kaufen, da die Brust noch an Umfang zunimmt.
Der BH in seinen Einzelteilen
Noch mehr einzigartiges Praxiswissen vom Entwurf bis zur Produktionsreife von Wäschemodellen finden Sie in unserem neuen Buch DESSOUS Grundwerk. Detailliert werden die Schnittkonstruktionen verschiedener BH-Formen sowie eine Bandbreite an Slip-Varianten erklärt. Zudem Gradierung, Cup- Größen-Ermittlung, Berechnung der Materialdehnung sowie die Verarbeitungsweise. Als besonderen Bonus gibt die Autorin Dorothé Klotz exklusive Tipps zur Passformoptimierung aus ihrer jahrzehntelangen Praxiserfahrung.
Häufig auftretende Passform-Probleme
- Wenn der Träger immer von der Schulter rutscht > Das ist übrigens bei vielen Frauen so. Meistens ist dann das Körbchen zu klein oder man hat zu schmale Schultern für das Modell.
- Wenn das Unterbrustband in die Haut schneidet > Der Umfang sollte größer gewählt werden.
- Wenn die Kanten des Körbchens lose sitzen > Das Körbchen ist zu groß.
- Wenn der BH unter den Achseln pikst > Falsche Körbchengröße.
- Wenn die Brust über das Körbchen gedrückt wird > Das Körbchen ist zu klein.
- Wenn der Steg absteht > Der sollte anliegen. Körbchen zu klein oder Unterbrustband zu weit.
- Wenn der BH einen unschönen Rücken mach > Wenn die Träger in den Rücken einschneiden und auch das Band hinten hochrutscht.
Zum perfekten Sitz des BHs führt in erster Linie die korrekte Konfektionsgröße. Diese wird durch richtiges Maß nehmen ermittelt.
BH-Größe messen
Die BH-Größe ergibt sich aus den Körpermaßen des Brustumfangs und des Unterbrustumfangs.
Brustumfang messen
An der weitesten Stelle der Brust messen. Hier muss das Maßband eher locker anliegen, sodass ca. eine Fingerbreite Spielraum verbleibt. Dabei sitzt das Maßband über der Brust und am Rücken auf derselben Höhe.
Unterbrustumfang messen
Das Maßband direkt unter der Brust anlegen. Es muss eng anliegen, darf aber nicht einschneiden.
Cup-Größe errechnen
Über 70 Prozent aller Frauen tragen die falsche BH-Größe. Zur Bestimmung der richtigen Größe müssen 2 Variablen korrekt bestimmt werden, zum einen die Unterbrust und zum anderen die Cup-Größe. Der gemessene Unterbrustumfang wird zur nächsten durch fünf teilbaren Zahl auf- oder abgerundet (z.B. 75, 80, 85). Die Cup-Größe errechnet sich aus der Differenz des gemessenen Brustumfangs und des gemessenen Unterbrustumfangs.
Berechnungsbeispiel
Schnittkonstruktion BH und Panty
Die Schnittaufstellung für einen Schalen-BH mit Gerüst und passender Panty, Maßtabellen in Größe 40, ein Dehnungsdiagramm zur Ermittlung der Materialdehnung sowie Hinweise zur Verarbeitung eines BHs finden sich in den E-Dossier Schnitt-Technik BH und Slip.