Couture Jacke konstruieren
Der Unterschied zu einem klassischen Blazer liegt sowohl im Schnitt, als auch in der Verarbeitung. Für diese Art von Jacken werden grob gewebte Materialien mit einer deutlichen Struktur ( z.B. Bouclé oder Tweed ) verwendet, wobei die Optik des Fadenlaufes so wenig wie möglich zerstört werden soll. Deshalb werden die vordere Seitenteilnaht sowie die vordere Ärmelnaht fadengerade geschnitten. Der Taillenabnäher wird parallel zur vorderen Kante ausgerichtet und verläuft bis in den Saum. Der Rücken wird ohne Mittelnaht geschnitten, aber dafür speziell dressiert. Die Jacke wird weich verarbeitet – hierfür werden Techniken aus der Herren- und Damenschneiderei kombiniert.
Den gesamten Beitrag mit Anleitung zur Schnittkonstruktion und Verarbeitung finden Sie in der Damenrundschau 10/2015. Das Heft können Sie in unsrem Onlineshop bestellen.
Zweireihiger Blazer
• zwei Knopfpaare
• Spitzrevers
• aufgesetzte Taschen mit Patten
• seitliche Schubtaschen mit Patten
• Länge: 71 cm
Vorbereitung des Rumpfes
Als Vorlage gilt ein Jacken Grundschnitt mit Seitenteil in Größe 40. Der Grundschnitt wird verlängert und die hintere Mitte für den Zuschnitt im Stoffbruch gerade gestellt. Dafür das Rückenteil parallel zur Hüftlinie um 6,2 cm verlängern. Das Halsloch an der hinteren Mitte 0,5 cm vergrößern und von diesem Punkt die fertige Länge mit 71 cm Länge gerade bis zum Saum einzeichnen. Den Rückenteilsaum von der neuen hinteren Mitte zur Seitennaht abwinkeln. Die Seitennaht zum Saum hin neu abwinkeln. Das Halsloch an der Schulter 1 cm vergrößern und das Halsloch im Winkel zur neuen hinteren Mitte einzeichnen. Von der hinteren Mitte zum Endpunkt des Schulterabnähers und weiter zum Armloch einschneiden. Das Rückenteil 0,5 cm über dem Schulterblatt und an der hinteren Mitte öffnen. Schulterabnäher streichen und die neue Schulterlinie einzeichnen. Die Schulter nur leicht erhöhen, da nur dünne Schulterpolster verarbeitet werden. Die Schulterbreite vom Vorderteil plus 1 cm Einhalteweite auf die rückwärtige Schulternaht übertragen. Das hintere Armloch neu einzeichnen. Das vordere Armloch 1 cm auflockern und neu einzeichnen. Die Vorderteil-Schulter 0,7 cm erhöhen und neu einzeichnen. Die vordere Mitte ist im Grundschnitt bereits 1-1,5 cm eingestellt.
Der restliche Brustabnäher wird als Reversabnäher verarbeitet. Einschnittlinie vom Brustpunkt zur vorderen Mitte einzeichnen. Die vordere Seitenteilnaht nach Fadenlauf zeichnen: Zunächst das Seitenteil in der Taille auseinandertrennen und 1 cm nach vorne schieben. Im Vorderteil eine rechtwinklige Linie zur Brustumfangslinie ab dem Schnittpunkt zum Armloch nach unten ziehen. Die Seitennaht neu bis zum Saum auszeichnen. Den Ausfall an der Hüfte messen (m1) und den Betrag am Seitenteil ergänzen (ü1). Über diesen Betrag ebenfalls eine gerade Linie zum vorgeschobenen Armloch zeichnen. Den Saum an der Vorderteil-Seitennaht wie im Rückenteil 6,2 cm verlängern. Den Saum an der vorderen Mitte nur circa 5,9 cm verlängern und im Winkel zur vorderen Mitte neu einzeichnen. Die gerade Seitennaht zum neuen Saum führen. Die Länge der vorderen Seitennaht ausmessen (m2) und auf das Seitenteil übertragen (ü2). Den Saum im Seitenteil im Winkel zur Seitenteilnaht einzeichnen. Taillenabnäher neu einzeichnen: Den Ausfall von der Taille nach unten parallel mit 2 cm angeben. Die vordere Mitte, der Taillenabnäher, die Seitennaht sowie das Seitenteil sind nun im geraden Fadenlauf ausgerichtet.
Modellschnitt und Kragenkonstruktion
Am Vorderteil den Übertritt mit einer Breite von 5,5 cm parallel zum unteren Bereich der vorderen Mitte anstellen. Die Lage des unteren Knopfpaares 2 cm unterhalb der Taillenlinie und von hier ausgehend die Lage des oberen Knopfpaares im Abstand von 9,5 cm nach oben angeben. Knopflöcher im Abstand von 1,5 cm zur Kante einzeichnen und Knopfposition jeweils über die vordere Mitte nach innen spiegeln.
Für die Reverskonstruktion die Schulternaht im Verlauf 2 cm nach links verlängern und den Beginn des Bruches 1,5 cm über dem obersten Knopf festlegen. Das Spitzrevers mit einer Breite von 8,5 cm konstruieren wie in der Zeichnung ersichtlich. Zunächst das Halsloch im Rückenteil ausmessen, den Reversbruch nach oben verlängern, den gemessenen Betrag von der Halsspitze auf den Bruch messen. Kreisbogen mit Drehpunkt Z über diesen Punkt nach rechts zeichnen. Auf dem Kreisbogen 5,5 cm für die Kragenrundung nach rechts abtragen. Den Kragenansatz ins Halsloch führen und auf die richtige Ansatzlänge minus 0-1 cm kontrollieren. Gegebenenfalls an der hinteren Mitte einstellen. Eine Winkellinie für die hintere Mitte zur Ansatznaht konstruieren. Die Stegbreite mit 2,5 cm und die Kragenbreite mit 4 cm angeben, kurz abwinkeln und den Kragen nach Vorlage auszeichnen. Die Ansatzlänge kontrollieren, sie sollte ca. 1 cm kürzer als die Länge des Halsloches sein, da der Kragen durch die Dressur länger
wird.
Aufgesetzte Tasche mit der Patte nach Vorlage konstruieren. Am Taillenabnäher über der Taillenlinie die seitliche Schubtasche einzeichnen. Der Fadenlauf im Rückenteil verläuft entlang des Bruches an der hinteren Mitte. Im Vorderteil liegt er auf der VM und im Seitenteil parallel zur vorderen Seitenteilnaht. Die Taille an der hinteren Seitennaht muss jeweils etwas dressiert werden. Einschnittlinie für den Reversabnäher einzeichnen.
Fertige Schnittteile
Beleg und Taschenpatte herauskopieren. Einschnittlinien für den Reversabnäher öffnen und den restlichen Brustabnäher zudrehen. Das Vorderteil öffnet sich dabei in Höhe der Brusttiefe. Diese Mehrlänge muss an der Schulter wieder entfernt werden, um gleiche Nahtlängen des Reversabnähers zu gewährleisten. Reversabnäher kürzen. Alle Nahtübergänge kontrollieren und Fadenlauf angeben. Im Fall eines schnell ausfransenden Stoffes – wie in unserem Beispiel – werden die Schnittteile zunächst nur mit Heftgarn durchgeschlagen.