Die Geschichte der Brosche
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Sie hat eine jahrhundertelange Tradition und war lange nicht gefragt. Jetzt geht ihr Stern wieder auf! Die spannende Geschichte der Brosche…
Auf den ersten Blick ist ihr Ruf wenig schmeichelhaft: In den 1960er Jahren schenkten Großmütter ihren Enkelinnen zu besonderen Anlässen wie Konfirmation und Kommunion gerne ein besonders kostbares Schmuckstück – und zwar eines das bleibt: eine Brosche. Doch die Geschichte der Brosche greift viel weiter zurück und ist weit älter als die eifrigen Großmütter, die sich selbst bei Feierlichkeiten mit ihr schmückten: Die Aufzeichnungen gehen bis in die Bronzezeit zurück. Damals gab es weder Knopflöcher, noch Reißverschlüsse. Um die antiken Gewänder zusammenzuhalten, benutzte man sogenannte Fibeln – eine Art Vorläufer der Sicherheitsnadeln. Sie wurden aus edlen Materialien wie Bronze, Silber, Gold und Edelsteinen hergestellt und waren wahre Schmuckstücke.
Im Wandel der Zeit
Bis ins 19. Jahrhundert hinein stand die Brosche als Ausdruck für Reichtum. Sie war fester Bestandteil der Kleidung an Königshäusern sowie Fürstenhöfen und repräsentierte eine wohlhabende Gesellschaft, die in Tradition und konservativem Gedankengut verwurzelt war. Daran änderte sich übrigens auch nichts, als die Fibeln im 14. Jahrhundert durch die Erfindung von Knöpfen abgelöst wurden. Broschen waren dann eher eine willkommene und modische Ergänzung und fanden viel Beachtung am Hofe von Ludwig XIV. Dort sah man sie als Schmuckstück – sie waren gewünscht, aber keine Notwendigkeit mehr. Und genau darunter litt ihr Stellenwert zusehends.
Zudem war ihre Gestaltung eher schlicht und man hatte keine Freude an ihrer kreativen Ausführung. In den 1960er Jahren trug man sie im beruflichen Alltag, zum Beispiel am Kostüm. Dann aber verschwand sie sang- und klanglos in Omas Schmuckschatulle. Und so mancher Juwelier zauberte aus der altmodischen und unbeliebten Brosche hübsche jugendliche Ohrringe.
Renaissance der Brosche
Heute erlebt die Brosche ein wahres Comeback. Amerikas ehemalige Außenministerin Madelaine Albright gab ihr sogar eine neue Bedeutung und prägte die »Statement-Brosche«. Sie betrat während ihrer Amtszeit (von 1997 bis 2001) die politische Bühne nie ohne Brosche am Revers – das erregte Aufmerksamkeit und schaffte ihr eine neue Art, Botschaften zu verkünden. Ihren Angaben zufolge bevorzugte Albright an guten Tagen Motive wie Blumen, Schmetterlinge oder Luftballons; vor schwierigen Verhandlungen hingegen neigte sie zu Broschenmotiven wie Käfern oder fleischfressenden Tieren. Einmal trug sie zu einem Treffen mit Saddam Hussein bewusst eine »Schlangenbrosche«, und das, weil man sie in der irakischen Presse zuvor als »Schlange« bezeichnet hatte.
Broschen haben heute wieder ihren Platz in der Mode gefunden. Sie sind vielfältig und wandlungsfähig. Das entdeckten auch Designer wie Oscar de la Renta oder Christian Dior. Und auch Labels wie Prada oder Balenciaga verfeinern ihre Kreationen mit neuem mutigem Pfiff. Heute stecken Broschen an Mützen, Capes, Überwürfen und Schals; dekorieren hochgeschlagene Kragen und präsentieren sich auf ihre eigene Art und Weise. Wohl bemerkt als wertvolles Accessoire – nicht als billiger Schnickschnack, versteht sich. Was also lange währte, wird endlich wieder modern und gut.
So macht Anstecken Freude – Broschentrends:
Zeitloser Glamour: Die klassische Brosche für moderne Zeiten ist aus Metall und besticht durch funkelnden Edelstein-Besatz. Wer Mut zur Farbe und neuen Materialien hat, steckt sich die moderne Interpretation der Brosche an. Sie besteht aus Horn, Harz, Fell und Federn oder aus Plexiglas und PVC.
Oder doch lieber die florale Optik? Blumen am Oberteil oder den Mantel gesteckt, verwelken garantiert nicht. Schichte Eleganz fordert die Brosche als Besonderheit: Sie verpflichtet zu einer abgestimmten Mode – am besten unifarben und schlicht. Außerdem duldet sie keine anderen Schmuckstücke neben sich.