Einzigartiger Zweiteiler – Geschichte des Bikini
Der “Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini”, vor 60 Jahren von Catarina Valente besungen, ist das weltweit begehrteste Kleidungsstück für Frauen – hier seine faszinierende Geschichte.
Vor einigen Jahrzehnten hielt eine Schweizer Schauspielerin als erstes Bond-Girl die Welt für einen kurzen Augenblick ebenso in Atem wie den Mann, der zwei Stunden lang für ihre Rettung im Dienst ihrer Majestät unterwegs war. Das Stückchen Stoff, das Ursula Andress damals schmückte, hat seither so etwas wie Filmgeschichte geschrieben. Dass es auch Modegeschichte schreiben würde, war der Novität damals allerdings noch nicht anzusehen, so spektakulär sie auch anmutete. Erst der Kult, der darum gemacht wurde, trug dann dazu bei, dass das Textil vorbehaltlos angenommen wurde. Er sorgte auch dafür, dass es sich als Objekt männlicher Begierde über die ganze Welt verbreitete und von Saison zu Saison unübersehbare Signale weiblicher Reize aussendete.
Erfinder des Bikini
Wie es dazu kam? Um Mitte des vorigen Jahrhunderts machte sich in Frankreich ein Landsmann namens Louis Réard, seines Zeichens Ingenieur und als solcher auch Gestalter von Autokarossen dafür stark, kurz nach Kriegsende 1946 den ersten zweitgeteilten Badeanzug zu kreieren. Dass er ihn „Bikini“ taufte, lag ein wohlüberlegtes Kalkül zugrunde. Denn dieser Name eines Südsee-Atolls war damals in aller Munde. Dort hatten erste Atomtests stattgefunden. Wie Erfahrung lehrt, hinterließ die Namensgebung „Bikini“ dennoch keinerlei negativen Eindruck, sondern wurde unter diesem Namen bald weltweit bekannt. Der Trend einer „gesunden Bräune“ und zahllose und leicht zu erreichende Badeparadiese machen inzwischen in Europa Lust und Laune auf Tuchfühlung mit den neuesten Kreationen. Dass im Fokus auch dieser Saison wieder besonders der Bikini steht, wundert nicht, ist es ihm doch wie keinem anderen Kleidungsstück gelungen, mit wenig Textil viel Eindruck zu machen.
Ungeachtet der zunächst fehlenden Elastizität des Materials hatte es zuvor zwar bereits in der Taille getrennte Badekleidung gegeben. Sie jedoch so radikal zu vermarkten, kam eher einer Mutprobe als einer sinnvollen Neuerung gleich, von der Namensgebung abgesehen, zu der eine gute Portion Chuzpe gehört hatte. Ihr Schöpfer erregte bereits bei der ersten Vorstellung im noblen Pariser Schwimmbad „Molitor“ schlagartig Aufsehen. Da war aber der Siegeszug des Zweiteilers noch lange nicht abzusehen. Der begann erst Jahrzehnte später mit der Entwicklung eines in alle Richtungen dehnbaren und dem Körper perfekt anschmiegsamen Materials.
Beachwear mit Kultstatus
Dem Bikini kann der Kultstatus weltweit nicht mehr abgesprochen werden. Er überschwemmt Schwimmbäder wie Meeresstrände und ist inzwischen in allen Größen und Spielarten en vogue. Louis Réard veränderte 1946 mit seiner Bademode den Status der Frauen und vermittelte ihnen eine neue Form von Unabhängigkeit. Der Bikini unterstrich eindrucksvoll seine wichtige demokratische, soziale und gesellschaftsverbindende Rolle für arm und reich, groß und klein, dick und dünn – für alle! Wen wundert’s