Knopfleiste nähen
English
Seit dem 13. Jahrhundert halten Knöpfe Kleidung zusammen. Heute gibt es viele verschiedene Knopfleistentypen – angeschnitten, angesetzt, verdeckt, oder auch Fake-Varianten. Für mehr Stabilität sollte man diese idealerweise mit einer Einlage fixieren. Welche Einlage in Betracht kommt, entscheiden Oberstoff und die Funktionalität des Kleidungsstücks. Für leichte Blusen und Hemden werden oft leichtere Einlagen, wie z.B. H180 oder H200 verwendet. Für Jacken und Mäntel eignen sich Einlagen wie G405 oder H420. Die Schnittaufstellung und Verarbeitung der gängigsten Leisten finden Sie in diesem Beitrag erläutert.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der Damen-Rundschau 10.2019. Hier findet Ihr den kompletten Beitrag mit Anleitungen zum Nähen der unterschiedlichen Knopfleisten.
Abgesteppte Knopfleiste
Schnittmuster
- An der vorderen Mitte für eine 3,0 cm breite Knopfleiste einen Übertritt von 1,5 cm zugeben. Die gleiche Breite parallel nach hinten abtragen (Anstoßlinie Leiste). Am Übertritt zweimal den Einschlag von 3,0 cm parallel anzeichnen. Die Knopfleiste (Umschläge) falten und die Faltendächer einzeichnen. Der Fadenlauf verläuft parallel zur vorderen Mitte.
Verarbeitung
- Die Knopfleiste ist am Ober- und Untertritt gleich. Die Leisten mit Einlage fixieren, zweimal umbügeln und knappkantig durchsteppen. Knopflöcher und Knöpfe einarbeiten.
Knopfleiste mit Falte
Schnittmuster
- An der vorderen Mitte für eine 3,0 cm breite Knopfleiste einen Übertritt von 1,5 cm zugeben. Die gleiche Breite parallel nach hinten abtragen. Am rechten Vorderteil die Knopfleiste abtrennen und zweimal 0,5 cm Weite für die Falte anstellen. Die abgetrennte Leiste anlegen. Anschließend für den Einschlag die Knopfleistenbreite + 1/2 Faltentiefe = 3,5 cm (3,0 cm + 0,5 cm = 3,5 cm) parallel an die vordere Kante anzeichnen. Am linken Vorderteil die halbe Knopfleistenbreite von der vorderen Mitte aus nach innen und außen parallel anzeichnen, dann zweimal die ganze Breite parallel nach außen abtragen. Die Knopfleiste (Umschläge) falten und die Faltendächer einzeichnen. Der Fadenlauf verläuft parallel zur vorderen Mitte.
Verarbeitung
- Die Knopfleisten mit Einlage fixieren. Die Knopfleiste des rechten Vorderteils (Obertritt) zweimal einschlagen und bei 0,5 cm durchsteppen. Die äußere Kante liegt dabei mittig der Falte. Die Falte nach rechts bügeln. Die Leiste des linken Vorderteils (Untertritt) zweimal einschlagen und knappkantig durchsteppen. Knopflöcher und Knöpfe einarbeiten. Die Leisten an der vorderen Kante wenn gewünscht noch einmal absteppen.
Verdeckte Knopfleiste
Schnittmuster
- An der vorderen Mitte für eine 3,0 cm breite Knopfleiste einen Übertritt von 1,5 cm zugeben. Die gleiche Breite parallel nach hinten abtragen. Am rechten Vorderteil die Knopfleiste dreimal nach außen spiegeln und 1 cm Nahtzugabe anstellen. An dem linken Vorderteil zweimal die ganze Breite parallel nach außen abtragen. Die Knopfleiste (Umschläge) falten und die Faltendächer einzeichnen. Der Fadenlauf verläuft parallel zur vorderen Mitte.
Verarbeitung
- Die Knopfleisten mit Einlage fixieren. Die Knopfleiste des rechten Vorderteils (Obertritt) zweimal einschlagen und bei 1,0 cm durchsteppen und die untere Partie, auf der die Knopflöcher platziert werden, nach vorne bügeln. Die Leiste kann wenn gewünscht zwischen den Knopflöchern mit kleinen Zickzack-Riegeln fixiert werden. Die Leiste des linken Vorderteils (Untertritt) zweimal einschlagen und knappkantig durchsteppen. Knopflöcher und Knöpfe einarbeiten.
T-Shirt Knopfleiste
Verdeckte Knopfleiste für voluminöse Stoffe
Verdeckte Schlaufen- Knopfleiste
Die Optik sportlicher Bekleidung ist ohne verdeckten Reißverschluss längst undenkbar. Soll es eleganter sein, bietet sich die verdeckte Knopfleiste, eine Knopfleiste mit versteckten Knöpfen, als optimale Alternative an. Die hier gezeigten Näh-Techniken sind für eine Vielfalt an unterschiedlichsten Stoffen geeignet. Bis heute hat sich der Begriff „verdeckter Verschluss“ bei Jacken und Mänteln behauptet. Hinzugekommen ist er bei Blusen und Hemden (festliche Modelle haben oft unsichtbare Knöpfe). Der Hosenbereich hat sich schon seit jeher dieser Variante bedient.
Verdeckte Knopfleisten haben immer Konjunktur. Entstanden sind sie im 17. Jahrhundert im Uniform-Bereich. Mit der Waffenentwicklung traten die opulent mit Knöpfen besetzten Uniformen aus praktischen Erwägungen in den Hintergrund, da sie den Trageriemen behinderten. So findet man den ersten Schnitt für eine Uniform mit verdeckter Knopfleiste um 1650. Die Welt des Biedermeiers bediente sich auch dieser Verschlussoptik. An die eleganten Gehröcke wurde ebenfalls die verdeckte Knopfleiste genäht. Sie avancierte damit zu einem Modespiel für glatte Fronten. Mode und Funktion stehen in einer engen Verbindung. Lange Zeit hat der Reißverschluss den verdeckten Knopf abgelöst. In den letzten Saisons kommen Schnitte mit verdeckter Leiste vermehrt zum Tragen. Auch die Knöpfe unterliegen einem neuen Anspruchsdenken. Verwendete man früher schlichte, unauffällige Knöpfe, so sind diese jetzt dem wertvollen Außenknopf gleichzusetzen. In allen Materialien, von Echthorn bis Metall, spielt der Knopf unter der verdeckten Knopfleiste mit. Selbst gelasert mit Label oder ausgegossen wird ein kleines Knopf-Kunstwerk verdeckt angenäht, das natürlich insbesondere offen getragen dann doch zur Geltung kommt. Wie eine solche Knopfleiste professionell genäht wird, und welche Verschluss-Varianten auch möglich sind erfahren Sie hier in unserem Tutorial. Wie der Schnitt für die Knopfleiste bis zum fertigen Schnittmuster konstruiert wird könnt ihr in den M.Müller & Sohn Büchern nachlesen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch Atelier – Fachwissen aus der Praxis – Teil 1. In diesem Buch finden Sie viele weitere Nähanleitungen und Inspiration zur textilen Gestaltung.
Nähanleitung: Klassische, verdeckte Knopfleiste
Mit dem Eingriff für die verdeckte Knopfleiste unmittelbar an der Kante, ermöglicht sich ein guter Übergang zum Revers. Geeignet ist diese Variante zum Nähen von leichten und mittelschweren Stoffen und ist vielfach verwendbar. Rückenteil, Vorderteil, Blende und Besatz werden wie üblich zugeschnitten, fixiert und lisiert. Unbedingt erforderlich ist eine Einlage auf dem Besatz im Bereich der Knopflöcher. Das erste und letzte Knopfloch soll mindestens 4 cm vor dem jeweiligen Eingriffsende der Knopfleiste genäht werden.
- Beide Kanten werden mit farblich passendem oder kontrastierendem, dicht gewebtem Material verstürzt. Breite ca. 6 cm plus Nahtzugabe, dabei ist die Knopflochlänge zu beachten und deren beidseitiger Kantenabstand von 1,5 cm. Die markierten Eingriffslängen verstürzen und die Knopflöcher so wählen, dass die Knöpfe nach dem Schließen von der Kante verdeckt bleiben. Anschließend Besatz und Vorderteil nach unten schließen und das Revers verstürzen. Bevor die Kanten in Bruch gebügelt werden, sind die Eingriffslängen in empfehlenswerter Breite von 2 mm abzusteppen. In der Mitte der Abstände der Knopflöcher werden beide Kanten mit handgearbeiteten Riegeln verbunden. Sie sind rechts nicht sichtbar. Die inneren Besatzteile oben und unten zusammennähen und somit schließen.
- Nun die Kante gut bügeln und durchgehend abgesteppt werden. Etwa 1 cm hinter dem Knopflochende alle Teile aufeinander nähen. Diese Stepplinie wir von oben bis etwa 2 cm vor den Reversbruch genäht und wird dadurch verdeckt, unten läuft sie schräg zur Kante aus. Der Eingriff der Knopfleiste beginnt hier knapp unter dem Reversbruch. Die Länge bestimmt das Modell.
Nähanleitung: Verdeckte Knopfleiste mit verstürzter Kante
Ob Popeline, Flanell oder feines Tuch: Diese verdeckte Knopfleiste mit verstürzter Kante eignet sich zum Nähen solcher Stoffe besonders gut.
- Modellbedingt wird die Eingrifflänge markiert und die Tiefe mit ca. 1 cm eingezeichnet. Dabei ist der Abstand vom ersten und letzten Knopfloch zum jeweiligen Eingriffsende zu beachten. Er sollte nicht weniger als 4 cm betragen. Für die Knopflöcher muss eine Einlage eingearbeitet werden. Der Besatz benötigt eine Mindestbreite von ca. 9 cm, errechnet aus Kantenabstand, Knopflochlänge, etwa 1 cm Spielraum bis zum Absteppen und erforderliche Breite, um das Futter anzunähen.
- Der Untertritt wird aus dem Stoff des Modells in ca. 7 cm Breite plus Naht zugeschnitten und eingesetzt. Für eine ausgeglichene Kantenverarbeitung wird die Naht auseinander gebügelt. Die Knopflöcher einteilen und nähen. In der Mitte der einzelnen Knopflochabstände ist zu verriegeln (quer nähen), d. h. auf dem Besatz Über- und Untertritt zu verbinden.
- Besatz und Vorderteil an der Kante verstürzt nähen und die Nahtzugabe gestuft zurückschneiden. Etwa 1 cm hinter dem Knopflochende alle Teile, auch die dazwischen liegenden, aufeinander nähen / steppen. Stepplinie an der Kante auslaufen lassen.
Nähanleitung: Verdeckte Knopfleiste mit Schlaufen
Die Schlaufe sollte aus farblich passendem und strapazierfähigem Material gefertigt sein, z.B. Taschenfutter, Popeline usw. Der Zuschnitt ist 3 cm breit – Länge nach Bedarf – und wird zuerst zur Hälfte und dann die Schnittkanten zur Mitte gebügelt und schmalkantig aufeinander gesteppt. Ein geeignetes, doppelt verwendetes Band kann den gleichen Zweck erfüllen.
TIPP: Möchte man keine Naht im Besatz, können die Schlaufen auch auf die gesamte Besatzbreite aufgenäht werden. Bei dieser Verarbeitung wird an der benötigten Knopflochlänge ein Riegel angebracht und die restliche Länge auf den Besatz gesteppt. Auch hier ist ein Festhalten auf dem Oberstoff erforderlich. Stepplinie ist rechts sichtbar.
Knopf annähen:
Wie der Knopf richtig an der Knopfleiste angenäht wird erfahrt ihr in unserem Beitrag > Knopf annähen
Anleitungen zur Schnittkonstruktion Tutorials und Schnittmuster für Blusen, Hemden, Kleider, Jacken und Mäntel mit Knopfleiste findet Ihr in unserem Onlineshop.