Prinzessnaht und Wiener Naht
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Prinzessnaht und Wiener Naht sind beides Teilungsnähte für Oberteile. Die Prinzessnaht verläuft von der Schulter nach unten, die Wiener Naht aus dem Armloch in einem Bogen nach unten. Diese beiden Nähte werden an Vorder- und Rückenteil von Kleidern und Jacken bei Damen- und Herren-Mode eingesetzt, ersparen einen Brustabnäher und führen zu einer figurnahen Silhouette. Eine Variante der Prinzessnaht ist die sogenannte Pyramidennaht bei der Nahtlinien von Halsloch keilförmig nach unten in die Seitennaht verlaufen.
Prinzessnaht – Teilungsnaht von der Schulter
Diese häufig angewandte Nahtführung eignet sich besonders für Figuren mit starker Brust, wenn körpernah gearbeitet werden soll, denn in dieses Abtrennung läßt sich am günstigsten und unauffälligsten ein tiefer Abnäher integrieren. Aus diesem Grund verwenden wir hier den Grundschnitt für eine starke Figur von Zeichnung 17 als Basis. Der dort eingezeichnete zweite, linke Taillenabnäher verbleibt in diesem Fall zur Überspielung der Figur als Mehrweite im Schnitt.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch Schnittkonstruktionen für Kleider und Blusen. Weitere Anleitungen für die Grundschnittaufstellung und Modellabwandlung für die wichtigsten Formen von Kleider und Blusen findet Ihr in diesem Buch.
Prinzesskleid – Zeichnung 1
Aus optischen Gründen verlegt man die Nahtlinien an der Schulter 2—3 cm nach rechts. Verläuft die Abtrennung genau über den Brustpunkt (BI) beträgt die Verlegung 2 cm, führt sie ca. I cm rechts vom Bt vorbei, sind 3 cm zu messen. Die vordere Nahtlinie wird im oberen Bereich links gebogen an die gerade Abnäherlinie geführt. Vor dem Einzeichnen der rechten Modellinie kann eine Hilfslinie, die ca. 1,5 cm oberhalb vom Bt endet. Angegeben werden Die Naht ist nach Vorlage zu gestalten, auf einen abgerundeten Verlauf über den Brustpunkt ist zu achten. Im unteren Bereich verbindet man den Taillenausfall mit dem Hüftausfall, je nach Figur gerade oder leicht nach innen gebogen und führt die Linien gerade weiter. Je nach Größe der herauszunehmenden Beträge an Taille und Hüfte ergibt sich am Saum mehr oder weniger Überschneidung bzw. Saumerweiterung. Bei wenig Ausfall an der Hüfte kann dieser evtl. als Mehrweite im Schnitt verbleiben. Der Kreuzungspunkt der beiden Linien liegt dann höher, wodurch mehr Saumweite erzielt wird.
Das Rückenteil kann bei einer Teilungsnaht an der hinteren Mitte mit Naht oder Stoffbruch geschnitten werden. Gegebenenfalls ist gleich bei der Grundschnittkonstruktion eine Stoffbruchlinie zu zeichnen, wie dies in Zeichnung 19 zu sehen ist. Für die nachträgliche Umstellung wird vom Halsloch über die Hüfttiefe zum Saum gerade verbunden. Damit die beiden Teilungsnähte an der Schulter übereinstimmen. ist der vordere Teil der Schulter auszumessen und + 03—05 cm (Einhalteweite wird dadurch aufgeteilt) auf die Rückenschulter vom Halsloch aus zu überragen. Von dem eben angemerkten Punkt stellen wir für eine Hilfslinie 1 cm nach rechts und messen anschließend in der Taille von der hinteren Mitte Stoffbruchlinie (liegt eine Naht vor, dann von dort) 1/3 Rückenbreite + ca 1-2 cm nach links. Bei stärkeren Figuren ist der höhere Betrug oder evtl. auch noch etwas mehr zu verwenden, Von diesem ermittelten Punkt sind als Taillierung 3 cm nach links zu messen.
Damit die Naht nach unten die richtige Lage im Hinblick auf die nach innen verlaufende Stoffbruchlinie bekommt. ist die Strecke in der Taille von der hinteren Mitte bis zur Hälfte der 3-cm Taillierung auszumessen und auf die Hüftlinie zu übertragen. Eine Hilfslinie verbindet die beiden Punkte und verläuft zum Saum weiter, Die Überschneidung am Saum kann nach der vorderen Saumweite bestimmt werden, d. h. im der Hilfslinie Wird soviel nach links und rechts gemessen, dass die hintere mit der vorderen Weite identisch ist. Von der Hüftlinie aus ist die jeweilige Nahtlinie gerade einzuzeichnen die hintere Mitte muss zum linken Nahtverlauf neu abgewinkelt werden Von der Taille zur Hüfte kann der Nahtverlauf gerade oder leicht nach innen gebogen sein, dabei ist auf einen guten, übergangslosen Verlauf in Hüfthöhe zu achten. Um diesen zu erreichen, ist manchmal ein Ausgleichen an der Hüfte oder mehr Saumerweiterung nötig, Für die Fertigstellung der Teilungsnaht im oberen Bereich ist zuerst von dem um 1 cm nach rechts gestellten Hilfspunkt eine gerade Linie, im oberen Teil nur gestrichelt, zur Taille zu ziehen. Erst danach wird die eigentliche Nahtlinie von dem zuerst bestimmten Schulterpunkt leicht gerundet an die Hilfslinie gezeichnet. Die linke Nahtlinie soll von der Taille aufwärts gerade und in ihrem weiteren Verlauf flach gerundet um die rechte Nahtlinie geführt werden. Der für den Armlochschluß vorgesehene keilförmige Betrug reicht bis an diese Linie und wird später nach dem Trennen der Teile zugelegt.
Prinzesskleid – Zeichnung 2
Nachdem sich die Teilungsnähte in Zeichnung 1 zum Saum hin überschneiden, ist jedes Teil extra herausgezeichnet. Der Betrag für den Armlochschluß im Rücken wurde zugelegt. Der Armlochverlauf sowie der Saumverlauf sind zu kontrollieren.
Wiener Naht – Teilungsnaht aus dem Armloch
Als Wiener Naht bezeichnet man eine aus dem Armloch kommende, bogenförmig über die Brust verlaufende Abtrennung. Mit ihr ist eine figurnahe Silhouette zu erreichen, z.B. für Dirndl oder Kleider in Prinzessform.
Kleid mit Wiener Nähten – Zeichnung 1
Für die Lage der Naht am Armloch steht der Bereich zwischen Ärmeleinsatzzeichen (Äe) und Schulter zur Verfügung. Der Verlauf im Vorderteil ist nach Vorlage zu gestalten. der untere Bereich wurde bereits bei der Prinzessnaht beschrieben. Auch hier könnte man den Kreuzungspunkt der beiden Nahtlinien auf die Hüfte legen. Beim Rückenteil kann der vorhandene Taillenabnäher Hilfestellung zur Gestaltung dieser Naht geben. Sie kann aber auch weiter nach links gelegt werden. Am hinteren Armloch beginnend, in etwa gleicher Höhe wie vorne oder etwas höher zeichnet man gebogen zur oder über die Spitze der Abnäher. Nachdem sich bei diesem Modell an der hinteren Mitte eine Naht befindet, ist von der Abnähermitte über die Spitze (oder im Winkel zur Taille) eine Hilfslinie zum Saum zu ziehen. Dort kann soviel nach rechts und links gemessen werden, daß die hintere mit der vorderen Saumweite identisch ist. Von der Taille zur Hüfte kann ein leichter Bogen gezeichnet werden, beim geraden Durchzeichnen ergibt sich mehr Saumerweiterung, Die Ecken in der Taille sind für die schnittfertigen Teile auszugleichen.
Kleid mit Wiener Nähten – Zeichnung 2
In dieser Schnittmusterzeichnung sind die schnittfertigen Teile mit Saumerweiterung zu sehen. Der Schnitt kann selbstverständlich auch ohne diese verwendet werde., Die Erweiterung sollte bei allen Nähten gleichmäßig erfolgen: sie kann beliebig groß sein. Um gleiche Nahtlängen zu erreichen, ist am Saum jeweils ein Kreisbogen zu schlagen, dessen Haltepunkt (= Z) bei der Taille oder auch tiefer liegen kann.
Modellschnitt für die Industrie
Modellschnitte für die Industrie sind nach einer Passformkontrolle folgendermaßen weiter zu bearbeiten:
- Kontrolle aller Nahtlängen und Nahtübergänge,
- Zugabe der Nähte und Einschläge,
- Anfertigung von Klein- sowie Einlageteilen (L B. Belege, Taschenbeutel, usw.)
- evtl. Anfertigung eines Futterschnitts nach rationellen Gesichtspunkten (z. B. Zusammenlegen vom Passenabtrennungen),
- Schnittbeschriftung (Größe. Modellname. Anzahl der Schnitteile usw.).
Schnittkonstruktionen und Schnittmuster für Kleider, Jacken und Mäntel mit Wiener Naht oder Prinzessnaht finden Sie in unserem Online-Shop
Tutto molto interessante. Per favore ho bisogno di una rivista RUNDSCHAU, uscita prima dell’anno 2000, con schemi tecnici per sviluppare cartamodelli per conformazioni OBESE.
Vi ringrazio e saluto cordialmente.
Angelo Pugliano