Puffärmel nähen
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Der Puffärmel ist bei Damen-Trachten nicht wegzudenken, aber auch an modischen Blusen, sommerlichen Kleidern und sogar an T-Shirts ist der gebauschte Ärmel zu sehen. Dekoriert mit Blüten, Spitzenbändern, Borten, Zackenlitze, Rüschen oder im Mustermix wird der Puffärmel zum absoluten Key-Piece. Als Saumabschluss für den voluminösen Ärmel eignen sich Bündchen oder Gummizug, mit Volant oder schlicht einrolliert.
Diesen Beitrag ist ein Auszug aus dem Fachbuch Atelier – Fachwissen aus der Praxis Teil 2. In diesem Buch findet Ihr Nähanleitungen und Inspiration zur textilen Gestaltung.
Eine Übersicht mit allen wichtigen Fakten zum Ärmel und welche Ärmelarten es neben dem Puffäremel noch gibt finden Sie auf unseren Themenseite > Ärmelarten.
Wie zeichnet man das Schnittmuster für einen Puffärmel?
Zeitsparend und einfach erhält man den Schnitt für den Puffärmel über die Konstruktion eines bereits bestehenden, mit normaler Kugelhöhe erstellten Einnahtärmels.
Dieser Schnitt ist bereits auf die Maße des Armloch abgestimmt. Sollte die Bluse oder das Kleid an der Seitennaht erweitert werden, muss man diese Maße auch auf die Ärmelnaht übertragen. Die Weite eines Puffärmels ist variabel. Dünne Stoffe kann man üppig ausstatten, stärkere Materialien wirken auch bei weniger voluminösen Puffärmeln. Zusätzliche Dekorationen sind bei der Weite zu berücksichtigen. Ausstattung, Länge und Saumgestaltung des Puffärmels auf dem Schnitt festlegen.
- Wichtig: am Unterarmausschnitt eine gerade Hilfslinie ziehen. Einschnittlinien zur Erweiterung des Ärmels einzeichnen. Vom Schulterpunkt – Kugelmitte – Winkel an der Hilfslinie anlegen und senkrechte Linie zeichnen. 6 cm Abstand nach vorne, 8,5 cm nach hinten messen und ebenfalls Linien ziehen. Teile nummerieren und Kante kennzeichnen. Die einzelnen Linien aufschneiden.
- Einzelteile des Ärmelschnittes in der Mitte 4 cm, seitlich je 2 cm auseinander legen und aufkleben. Markierungen an der Hilfslinie müssen durchgehend sein. Ärmelnaht gerade nach unten zeichnen. Länge bestimmen und den Saumverlauf in der Mitte ca. 1,5–2 cm gerundet auszeichnen. Für die Rüsche am Puffärmel Zugabe berechnen. Armkugel fortführend ergänzen.
- Bei schmalen Schultern und duftigen Stoffen kann der Puffärmel mehr Weite bekommen. Für eine ausgewogene Kugel sollte man den Grundschnitt viermal öffnen und gleichmäßig erweitern. Die mittlere Linie 1 cm nach vorne verlegen.
Dokorative Appliktionen am Puffärmel
Plastische Blüte aus Stoff
- Für dieses Modell (Puffärmel an Bluse oder Kleid) sollte man den Ärmelschnitt maximal um 8 cm erweitern. Die Grundblüte in zwei verschiedenen Größen mit 6 Außenbogen wird verstreut auf die Mitte des Ärmels appliziert.
- Auf den Blütenstoff, linke Seite, Vliesofix aufbügeln. Vliesofix von Vlieseline ist zweiseitig klebend. Auf das Trägerpapier die Motive aufzeichnen, ausschneiden, Papier abziehen und an den Markierungen auf den Ärmel fixieren. Kanten mit dichten, ca. 2– 2,5 cm breiten Zick-Zackstichen und Maschinenstickgarn aufkurbeln. Unmittelbar an der Schnittkante einstechen. Blütendurchmesser liegt bei 5 cm und 6 cm.
Blütenapplikationen
- Stickereispitze: Die plastische Blütenmitte wird aus Stickereispitze gefertigt. Blütengröße und Spitzenbreite aufeinander abstimmen. Blütenapplikation – Durchmesser 6 cm, Spitzenbreite 2 cm, Länge 14 cm. Nahtzugabe nicht vergessen. Spitze mustergenau zum Kreis schließen, Naht versäubern. Batistkante 0,3 cm mit dünnem Garn umkurbeln. Reihfaden, kleine Stiche, einziehen und in der Mitte festhalten. Mit einer Perle oder kleinem Knopf auf die Applikation nähen.
- Klöppelspitze: Blütenapplikation 5 cm Durchmesser, Klöppelspitze 1,5 cm breit und 12 cm – plus Naht – lang. Die Spitze zum Kreis schließen. Genau auf den Musterverlauf achten und die Naht versäubern. Gerade Kante mit einem Reihfaden zusammenziehen. Die so entstandene Rosette mit einer Perle auf der Applikation festnähen.
- Stofffransen: Für die Blüte aus Fransen verwendet man feines Leinengewebe. Einen Stoffstreifen, fadengerade 3 cm breit, je nach Materialstärke 12–15 cm lang, zuschneiden. Schnittkante einseitig 0,5 cm umbügeln und mit Zick-Zackstichen festhalten. Beide Enden mit farblich passendem Garn von Hand versäubern. Restmaterial ausfransen. An der Bruchkante Reihfaden einziehen. Kleine Stiche wählen und passendes Nähgarn – Stiche bleiben im Material. Kante ganz eng zusammenziehen und doppelt (schneckenförmig) verbinden. Den kleinen Fransenkranz auf die Mitte der Applikationen nähen. Als Abschluss eine Perle oder Knopf anbringen.
- Schrägstreifenrosette: Schrägstreifen, 15 cm lang, 3 cm breit aus Batist, feiner Seide oder ähnlichem Material vorbereiten. Schrägstreifen zum Kreis schließen. Naht auseinanderbügeln. Kreis in Bruch legen, Schnittkanten zusammen versäubern und passenden Reihfaden einziehen. Zusätzliche Wirkung wird durch das Umstechender Bruchkante mit kontrastfarbenem Ziergarn erreicht. Den Reihfaden dicht zur Mitte einziehen, vernähen und die Rosette auf die Applikation aufarbeiten. Mitte mit einer Perle oder einem kleinem Knopf abdecken.
Puffärmel im Mustermix mit Saumrüsche
Die neuen Puffärmel-Blusen können – vorausgesetzt Stoffqualitäten sind abgestimmt – mit beliebigen Mustern und Farben auch etwas mutig, provokativ gemixt werden und liegen so voll im Trend. In uni und verschiedenen Karogrößen sind sie mehr im Folklorebereich beheimatet.
Schnittkonstruktion für dem Puffärmel im Patchwork-Stil
Die Erweiterung der normalen Armkugel orientiert sich an der Materialstärke und kann zwischen 8 und 12 cm liegen. Sie sollte auf drei Einschnitte aufgeteilt werden. Man beginnt in der Kugelmitte – Schulterpunkt – zeichnet die erste Linie nach unten und im Abstand von 6 cm nach vorne und 8 cm nach hinten die zwei weiteren. Hilfslinie am Unterarmausschnitt einzeichnen, Teile auseinanderschneiden und aufkleben.
Abstand: Teil 1 und Teil 2 = 3 cm; Teil 2 und Teil 3 = 4 cm; Teil 3 und Teil 4 = 4 cm.
Markierung an der Hilfslinie muss durchgehend sein. Kugel ausformen und Ärmelnaht gerade nach unten zeichnen. Ärmellänge festlegen und 5 cm für die Rüsche berechnen. Saumverlauf in der Mitte ca. 1,5 cm gerundet nach unten zeichnen.
Mustereinteilung
Die einzelnen Streifen von der Höhe und dem vorgesehenen Muster auf dem Schnitt vermerken. Vor dem Ausschneiden der Proportionen Teile fortlaufend nummerieren und vordere Kante kennzeichnen. Steht ausreichend Material zur Verfügung kann man zeitsparender die Stoffstreifen vorher zusammensetzen und dann die Ärmel ausschneiden.
Zuschnitt
Alle Teile mit 1 cm Nahtzugabe. Besatzstreifen für den Saum: Länge Ärmelweite, Breite 7,5–8 cm. Besatz als Formblende oder im schrägen Fadenlauf.
Nähen des Puffärmels
An der jeweils oberen Schnittkante die Zackenlitze auf die Nahtlinie steppen. Auf eine gleichmäßige Länge achten. Sind alle Litzen aufgenäht, werden in der gleichen Stepplinie die Teile zusammengesetzt. Auch hier verschiebefrei arbeiten. Alle Schnittkanten versäubern. Am Ärmelsaum den Besatz ansteppen. Ärmelnaht einschließlich Besatz durchgehend schließen. Besatz für den Tunnel in Gummibreite – ca. 1,5– 2 cm – offen lassen. Saumkante in Bruch bügeln und in Rüschenhöhe – 4 cm – den Besatz auf den Oberstoff steppen. Schnittkante am Besatzstreifen nahtbreit nach innen umschlagen und schmalkantig aufnähen. An der Tunnelöffnung einen kleinen Knopf anbringen und Lochgummi verwenden. Damit lässt sich die Weite einfacher regulieren.
Streifeneinteilung von oben nach unten: großes Karo 4,5 cm; einfarbig 5 cm; kleines Karo 6 cm; einfarbig 5,5 cm; großes Karo 6,5 cm; einfarbig – mit Rüsche ca. 12 cm.
Ärmelabschluss nähen
Kleine Schwierigkeiten kann der Abschlussbund des Puffärmels bereiten. Nicht immer sind beide Oberarme gleich stark. Der Bund darf, je nach Modell, weder abrutschen noch einengen. Dehnfähigkeit ist eine zweckmäßige Lösung. Bund im Stoffbruch und Nahtzugabe zuschneiden. Die Oberseite mit dünnem Batist fixieren. An der Ärmelunterseite auf eine Länge von ca. 8–9 cm ein Gummiband in der Bundbreite einarbeiten. Einfacher für die Weitenregulierung sind zwei Tunnel für schlichten Einzieh- bzw. Lochgummi. Man schließt die Naht und lässt für den Gummizug den Besatz offen. Bund in Bruch legen und Saumkante absteppen. Tunnel nähen. Bund rechts auf rechts liegend mit dem Ärmel verbinden. Vor dem Fertignähen Gummiband einziehen. An der Außenseite verriegeln. Wird Lochgummi verwendet, an der Tunnelöffnung einen kleinen Knopf anbringen. Weite kann an der Naht reguliert werden. Bei einfachem Gummiband Weite abstecken und im Nahtschatten feststeppen.Jetzt muss der Puffärmel nur noch eingesetzt werden und es entsteht ein verspieltes Kleid im Folklore-Stil oder eine schicke Trachten-Bluse. Styling-Tipp: Mit rockigen Accessoires wirkt die Puffärmel-Bluse etwas frecher.
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