Technische Details – Kragen
(Bild: © CATWALKPIX.COM)Ein optimal platziertes Stück Stoff schafft den großen Auftritt: rahmt das Gesicht, verhüllt und schmeichelt. Schon Könige, Priester und Diven trugen hohe Kragen zur Demonstration von Haltung und Macht.
Unterschiedliche Kragenformen, Materialien und Verwendungsmerkmale bestimmen die jeweiligen Verarbeitungstechniken.
Die Palette der Modelle reicht vom schlichten, gerade geschnittenen Stehkragen ohne Einlage bis zum Revers-, Mantel- und exklusiven Spitzenkragen. Alle Formen und Stoffe setzen spezielle Grundtechniken wie Fixieren, Pikieren, Dressieren, Verstürzen, Einfassen usw. voraus.
Eine Übersicht aller Kragenformen und viele weiter Infos zum Thema Kragen finden Sie in unserem Beitrag Kragenformen.
Diesen und weitere Verarbeitunsgbeiträge finden Sie in dem Fachbuch Atelier – Fachwissen aus der Praxis Teil 2.
(Bild: © CATWALKPIX.COM)
Einlagen
Die verwendeten Einlagen müssen immer dem Obermaterial angepasst sein. Das Angebot an Einlagematerialien reicht von lose einzuarbeitendem Organza über eine reiche Auswahl an gewebten und gewirkten Fixierqualitäten, vielen Vliesmaterialien bis zum Kragenleinen und Rosshaar. Werden gewebte Einlagen wie z.B. Batist und ähnliche in waschbare Kragen eingearbeitet, muss der Fadenlauf mit dem Oberstoff übereinstimmen. Gewebe können in Kett- und Schussrichtung unterschiedlich einlaufen (dann ist Blasenbildung vorprogrammiert).
Zuschnitt
Bereits beim Zuschnitt muss die erforderliche Mehrweite für den Oberkragen berücksichtigt werden. Die Verstürznaht liegt nach dem Wenden knapp unter dem Rand. Hat der Oberkragen nur die Größe des Unterkragens, ist er zu klein. Beim Verstürzen wird die Naht deutlich sichtbar, er kann sich nicht richtig legen und Ecken stehen – unerwünscht – nach oben. Hat das Oberkragenmaterial mehr Volumen, z. B. Loden, Mohair, Tweed, ist auch mehr Zugabe erforderlich. Je nach Modell muss der Kragen rollen. Der Fadenlauf hängt von Modell, Material und Muster ab. Sind Kragen waschbar, muss man Ober- und Unterkragen in gleichem Fadenlauf zuschneiden. Einlaufgefahr!
Zurückschneiden der Nahtzugabe
Wesentliche Voraussetzung für einen korrekt gearbeiteten Kragen ist das Zurückschneiden der Nahtzugabe. Bei voluminösen Stoffen liegt eine abgestufte Naht besser. Dabei bleibt die zum Oberkragen orientierte Naht breiter. Zu kurze Nähte werden in
gleichmäßigen Abständen eingezwickt. Ist eine Naht zu lang, z.B. bei Rundungen, muss man kleine Keile herausnehmen. Wichtig – fließende Rundungen erhält man durch genaue Abstände.
Zurückschneiden der Ecken
Man unterscheidet flache, rechtwinkelige und steile Ecken. Bei jeder Form ist auf die Nahtlage nach dem Wenden zu achten. Die Naht muss an allen Stellen geschlossen sein, d. h. sie darf weder übereinanderliegen noch auseinanderklaffen. Ecken erfordern besondere Genauigkeit. Schon beim Nähen der Ecken ist auf zweckmäßige Stichlänge der Maschine und gute Fadenspannung zu achten. Je steiler eine Ecke ist, umso wichtiger sind beim Steppen Stichlänge und Stichanordnung. Nur so kann man die Nahtzugabe geeignet zurückschneiden, ohne dass sich ein Horn bildet oder die Ecke ausfranst.
Verfügt eine rechtwinkelige Ecke an einer Seite über eine Bruchkante, bleibt die Nahtzugabe erhalten. Nach dem Wenden liegt sie genau richtig. Diese Ecke findet man sehr oft an Manschetten, seltener an Kragen.
Wird eine Ecke im rechten Winkel verstürzt, sind an der Ecke 2 mm Schrägstiche zu nähen. Für eine sichere Haltbarkeit wird 0,5 cm vor und 0,5 cm nach der Ecke die Stichlänge auf 1 mm gestellt. So kann man die Nahtzugabe knapp zurückschneiden.
Bei steilen Ecken bzw. längerer Spitze ist im Eckenbereich unbedingt auf die Stichlänge und Fadenspannung der Maschine zu achten. Hier muss man die Nahtzugabe sehr knapp zurückschneiden, um eine saubere Ecke zu erreichen. Unbedingt erforderlich ist die Ecke stumpf abzunähen. Nur so kann man ein unerwünschtes Horn oder ein Ausfransen vermeiden. Legt man die Nahtzugabe wie sie nach innen kommt aneinander, findet man am sichersten die richtige Linie zum Zurückschneiden.
Liegt die Außenkante eines Kragens im Bruch, erhält man eine sehr feine Spitze. Steppstiche immer gut vernähen. Die Einlage erhält nur an der Kragenansatzkante eine Nahtzugabe. Nach dem Schließen der vorderen Kante die Nahtzugabe an der Ecke nur soviel zurückschneiden, dass sie innen bis zum Bruch reicht und flach liegt. Zur Sicherung der Einlage muss man den Kragen absteppen. Je nach Material und Muster kann man gut eine Zierstepparbeit anbringen.
Eine weitere Variante den Kragen zu verstürzen, ist eine umgesteppte Naht an der Außenkante. Diese Verarbeitung bietet sich bei größeren, ausladenden Kragenmodellen an. Ober- und Unterkragen werden an der Außenkante verbunden und gestuft zurückgeschnitten. Die zum Oberkragen liegende Naht bleibt breiter und wird auf dem Unterkragen schmalkantig umgesteppt.
Zum Schließen der beiden offenen Seiten die Naht zum Unterkragenumlegen und steppen. Nahtzugabe an der Ecke abschrägen,
Kragen wenden und bügeln.
Kleine Hilfe
Bei empfindlichen Stepparbeiten immer den Füßchendruck und die Maschinennadel überprüfen. Sollte beim schmalkantigen Absteppen einer sehr steilen Ecke im schwierigen Material das Stichloch der Maschine etwas zu groß sein, oder der Transporteur das Material schlecht fassen, kann sich ein Problem ergeben.
Beachtenswertes
Flachere Nähte erhält man immer dann, wenn eine Einlage nur bis zur Nahtlinie reicht. Wird eine Einlage nicht mitgesteppt, muss man sie – auch wenn fixiert wurde – an der Kante festhalten. Das kann auf der linken Seite von Hand oder rechts durch Absteppen erreicht werden.