Verarbeitung von Schnürungen
Wenn die Mode ein neues Element ins Spiel bringt, hält es umgehend Einzug in die Ateliers und Werkstätten. Das Maßschneiderhandwerk überträgt den neuen Trend auf die Persönlichkeit und Figur der Kunden. Der Schnürverschluss, entdeckt für die Oberbekleidung – in vergangenen Epochen etwas für darunter – , ist heute gleichermaßen herausfordernd wie reizvoll. Es gilt, den verschiedenen Materialien und Verwendungen zu entsprechen. In diesem Beitrag finden Sie verschiedene Methoden zur Verarbeitung von Schnürung.
Inhalt:
- Geschnürte Corsage nähen
- Schnürung mit Metallringen nähen
- Schnürung an Jersey-Oberteil nähen
- Schnürung mit Stoffschlaufen nähen
Geschnürte Corsage
Schnürungen haben sich zum Fashiontrend mit höchst individueller Ausdruckskraft gemausert. Mit ihrer Hilfe können alle Inspirationen unkompliziert umgesetzt werden: interessante Grenzformen zwischen erotischer Corsage und praktischem Verschluss. Dieser Beitrag fist ein Auszug aus der Damenrundschau 7-8.2010.
Diese Art von Schnürung kann an einer Corsage oder an einem Gürtel angewendet werden. Die Ösen befinden sich zwischen zwei Spiralstäben, somit hat der Gürtel einen guten Stand. Es gibt zwei verschiedene Arten von Ösen. Die 4-mm-Ösen funktionieren mit einer Öse ohne Scheibe. Ab 5 mm werden die Ösen mit Scheiben angeboten. Die 4-mm Ösen können auf der Haut kratzen oder den darunter liegenden Stoff verletzen. Wenn der Verschluss ohne Untertritt ist, empfiehlt es sich, die Ösen mit den Scheiben zu verwenden.
Nähanleitung Corsage
- Schnüreinsatz: 22 cm hoch, 5 cm breit im Bruch mit je 1 cm Nahtzugabe. Strickbund-Stoff: doppelte Gürtelhöhe 44 cm plus 1 cm Nahtzugabe. Gürtelweite aus Stickbund-Stoff: gemessene Taillenweite minus 10–15 % (ausprobieren), minus 2 ( 5 cm Schnüreinsatz, plus je 1 cm Nahtzugabe. Kartonschablone 5 cm breit.
- Schnüreinsatz fixieren.
- Mit Hilfe der 5 cm breiten Schablone den Schnüreinsatz unten 1 cm umbügeln. Der Schnüreinsatz darf unten nicht verstürzt werden, da am Schluss noch die Spiralstäbe eingeschoben werden. 1 cm Einschlag längs um die Schablone bügeln.
- Schablone mit Stoff umkippen und Bruchkante bügeln.
- Schablone in die zweite Seite stecken und den zweiten Einschlag bügeln. Strickbund-Stoff rechts auf rechts stecken und mit der 4-Faden-Overlock zusammennähen.
- Den Strickbund verstürzen und die Overlock-Naht in die Kante bügeln. Oben den Bruch bügeln.
- Schnüreinsatz aufklappen und Kante an Kante an den Strickbund stecken. Oben 1 cm stehen lassen, unten bündig mit dem gebügelten Einschlag anstecken. In der Bruchkante bei 1 cm nähen.
- Oben den Schnüreinsatz bei 1 cm verstürzen, dabei die Nahtzugaben nicht mitsteppen.
- Schnüreinsatz bügeln und auf der linken Seite mit Querstecknadeln den Einschlag fixieren.
- Nun von der rechten Seite den Schnüreinsatz absteppen. Als erstes den Schnüreinsatz kantig außer unten absteppen. Breite der Spiralstäbe messen und den ersten Tunnel parallel zur Bruchkante steppen. Anschließend für die Ösen in 1 cm Abstand eine zweite Abstepplinie nähen. Als letztes noch einmal die selbe Breite für den zweiten Spiralstab absteppen.
- Die Abstände der Ösen mit dem Trickmarker einzeichnen. Mit der Lochzange die Löcher einknipsen. Die Löcher sollten eher knapp bemessen sein, damit die Ösen nicht ausreißen. Schließlich die Ösen mit der Ösenzange eindrücken.
- Die Spiralstäbe auf die Höhe des Gürtels minus 1 cm abknipsen.
- Mit Hilfe von zwei kleinen Zangen die Kappen auf die Spiralstäbe stecken und gut zusammendrücken, damit sie beim Einschieben nicht verloren gehen.
- Die Spiralstäbe einschieben und den Schnüreinsatz unten kantig zu steppen. Den fertigen Gürtel mit einem Leder- oder Satinband schnüren.
Schnürung mit Metallringen
Die Schnürung mit Metallringen ist als besonderes Detail von Kleidungsstücken gedacht. Die Form des Kleidungsstückes geht von den Nähten aus, nicht von der Schnürung. Das Zwischenteil kann im Saumbereich einer Hose, in die Seite eines Oberteiles eingearbeitet oder als Patte auf der Achsel verwendet werden.
- Zuschnitt: Teile zuschneiden. Zwischenteil im Beispiel 6 cm breit plus Nahtzugabe.
- Fixieren: Längen des Zwischenteiles mit einem 2 cm breiten Kantenband verstärken.
- Vorbereiten: Um die Metallringe zu fixieren, kurze Bänder mit dem Rollmesser zuschneiden. Berechnung der Bänderlänge: 1,5 cm für die Metallringe plus 2 ( Nahtzugabe.
- Markieren: Auf der rechten Seite des Zwischenteiles alle 3 cm Querzeichen mit der Sublimierkreide oder dem Trickmarker einzeichnen
- Nähen: Direkt an der Nähmaschine die kurzen Bänder in die Metallringe legen. Mit der Nähmaschine die Metallringe auf die Querzeichen steppen.
- Zwischenteil einsetzen, Naht steppen und overlocken. Teile auf eine Seite bügeln und kantig absteppen.
Das Foto zeigt die fertige Schnürung.
Schnürung an Jersey-Oberteil
Die Schnürung aus Jersey macht aus jedem simplen T-Shirt ein raffiniertes Oberteil. Die Riegel und das Schnürband werden
aus demselben Material wie das T-Shirt hergestellt. Bei folgendem Beispiel wird die Schnürung auf den Rücken eines ärmellosen T-Shirts platziert. Es gibt unzählige Varianten wie diese Schnürung eingesetzt werden kann: am Oberarm, in der Seitennaht, auf der Achsel.
Vorbereitung Schnittmuster
- Rückenteil und Koller mit je 1 cm Naht mit dem Rollmesser und dem Geodreieck zuschneiden. (Achtung: die Schnürung wird schlussendlich eine Breite von 2 cm haben, darum den Koller und den Rücken 1 cm kürzen.) Zwei Besätze mit einer Breite von 4 cm zuschneiden. Für die 6 mm breiten Riegel und das Schnürband lange Jerseystreifen in der entsprechenden Breite des Einfassgerätes zuschneiden.
- Nähen: Zuerst die Bänder wie ein Einfass verarbeiten. Ideal ist dazu ein Einfassgerät, das sich direkt an die Nähmaschine montieren lässt. Damit kann der Einfass in einem Schritt gefaltet und abgesteppt werden. Eine Alternative bietet der Schrägbandformer. Für diese Verarbeitung bügelt man im ersten Schritt den Einfass, im zweiten Schritt wird er kantig abgesteppt.
- Das fertige Einfassband mit Rollmesser und Geodreieck in 4 cm lange Riegel schneiden. Die Riegel direkt unter der Maschine, Kante an Kante, an den Koller und das Rückenteil nähen. Auf beiden Teilen müssen gleich viele Riegel platziert werden.
- Den Besatz auf die Riegel stecken und mit der 4-Faden-Overlock den Koller und das Rückenteil verstürzen.
- Die Overlocknaht zum Besatz bügeln und auf dem Besatz kantig absteppen, damit der Besatz besser nach oben und unten hält.
- Die Besätze am Armloch ebenfalls nach oben und unten fixieren.
- Mit dem langen Einfassband den Rücken zusammenschnüren. Entweder das Ende binden oder die Enden innen mit der Nähmaschine fixieren. Die Armlöcher einfassen.
Schnürung mit Stoffschlaufen
Für einfache Schnürungen, zum Beispiel bei bei Kinderdirndl, vor allem bei gut waschbaren Materialien, ist der Stoffriegel geeignet. Stoff und Einlage müssen aufeinander abgestimmt sein. Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch Atelier – Fachwissen aus der Praxis 1. (aktuell ausverkauft).
- Man näht aus einem fadengeraden Stoffstreifen – Zuschnitt etwa 2 cm breit – einen ca. 1⁄2 cm breiten, festen Riegel. Die Länge eines Riegels ist zweimal die Belegbreite plus Schlaufengröße. Macht man die Riegel kürzer, müssen sie am Ende versäubert werden. Steht die Länge fest – Kordelstärke bestimmt die Schlaufengröße – wird der Riegel zur Hälfte in Bruch gelegt und aufgesteppt. Die Schlaufe muss gleichmäßig gelegt werden und an der Kante vorstehen. Die Anbringung bei dem Muster ermöglicht, die Riegelenden in das Futter zu verstürzen.
Weitere Anleitungen zur Schnittkonstruktion und Nähanleitungen zur Corsage und Schnürung:
- Corsage mit Schnitt-Drapierung
- Corsage Schnittkonstruktion
- Hose mit Schnürverschluss konstruieren
- Korsettentwicklung an der Büste
- Nähanleitung Corsage mit Körbchen
- Grundschnitt Mieder