Ein Abnäher ist die Falte, die dazu dient, die Körperpassform eines Kleidungsstückes zu verbessern. Meist wird der Abnäher keilförmig (seltener rautenförmig als Taillenabnäher) verwendet. Genutzt wird der Abnäher an Rundungen wie Schulter, Brust, Taille. Ob und wo ein Abnäher angebracht wird, hängt davon ab, wo das Kleidungsstück in Form gebracht bzw. optimiert werden soll.
Kleidungsstücke mit körperferner Silhouette (sehr weite Röcke und Capes) oder Modelle, die mit elastischem Material gearbeitet werden und dadurch eng am Körper anliegen (Shirts, Leggings), können auch ohne Abnäher auskommen. Ob bzw. wo ein Abnäher platziert wird, hängt davon ab, wo das Kleidungsstück geformt werden soll.
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Ein Abnäher passt ein Kleidungsstück an die Körperform des Trägers an, sodass es figurbetonter wird und gleichzeitig ein höherer Tragekomfort entsteht. Ein gutes Beispiel ist hierfür die Brust; Wird der Schnitt für ein Oberteil nicht mit Brust- und Taillenabnähern versehen, wirkt es unförmig und steht vom Körper weg. Mithilfe der Abnäher können also Rundungen in Szene gesetzt werden.
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Abnäher werden meist in zwei verschiedene Formen verarbeitet. Am häufigsten wird die Keilform (an Brust, Schulter, Hüfte) verwendet, dabei zeigen die geöffneten Abnäherschenkel in die Richtung, in der am meisten Weite abgenäht werden muss. Die Abnäherspitze sitzt dort, wo im Kleidungsstück Weite benötigt wird. Für eine Passformoptimierung der Taille wird eine Rautenform – aus zwei gegenüberliegenden keilförmigen Abnähern – genutzt.
Je größer die Rundung des Körpers, desto größer muss der Abnäherinhalt bzw. der Winkel des Abnäherschenkels sein. Beide Abnäherschenkel sind immer gleichlang. Und so sehen Abnäher in der Schnittkonstruktion aus:
Meistens werden die Abnäherschenkel mit geraden Winkellinien konstruiert. Abnäher können aber auch gerundete Schenkellinien haben. In der folgenden Zeichnung ist verdeutlicht, welchen Einfluss die Form der Abnäherschenkel auf die spätere Silhouette des Kleidungsstückes hat.
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Ein Abnäher an der Taille lässt sich genauso einfach nähen. Der Unterschied zu den keilförmigen Abnähern liegt lediglich darin, dass er in zwei Richtungen (nach oben und unten) verläuft und eine Rautenform bildet. Tipp: Nähe auch hier von der Mitte zur Abnäherspitze!
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Sitzt der Abnäher nicht richtig, kann er später noch mit unseren Tipps korrigiert werden. Du erkennst einen falsch konstruierten oder platzierten Abnäher zum Beispiel daran, dass das Kleidungsstück an manchen Stellen unschöne Falten wirft oder der Stoff am Ausschnitt oder an der Taille zu weit vom Körper absteht. Diese Schönheitsfehler können durch Nichtbeachtung einiger Grundlagen entstehen.
Zum Beispiel sollte die Abnäherspitze des Brustabnähers nicht direkt auf der höchsten Stelle der Brust (Brustpunkt/Brustwarze) sitzen, sondern etwa 2 bis 4 cm vor dem Brustpunkt enden. Da sich jede Körperform unterscheidet, muss hier nachgemessen werden. Wenn der Abnäher nicht richtig sitzt, hast du folgende Möglichkeiten:
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Wie alle Abnäher an einer Grundschnittkonstruktion (auf Maß oder auch nach Konfektionsgrößen) berechnet und konstruiert werden, erfährst du in unseren Büchern:
• Schnittkonstruktion für Kleider und Blusen (Damenbekleidung)
• Schnittkonstruktion für Röcke und Hosen (Damenbekleidung)
• HAKA Schnittaufstellung Grundwissen (Herrenbekleidung)
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Ein Abnäherinhalt muss dann auf zwei Abnäher aufgeteilt werden, wenn ein
ausgeprägter Brust-/Hüftbereich vorhanden ist und viel Weite gebraucht wird. Teilt man den Abnäherinhalt nicht auf, muss im fertigen Kleidungsstück zu viel Stoff umgebügelt werden. Dies kann wiederum zu unschönen Falten und einem schlechten Sitz des Stoffes führen. Außerdem entsteht bei zu viel zusammengezogener Weite ein unharmonischer Nahtverlauf.
Ein weiterer Effekt kann eine abstehende Spitze am Abnäherende sein. Wann ein Abnäher in zwei Abnäher geteilt werden muss, hängt somit auch mit der Stoffauswahl zusammen. Bei manchen Stoffarten ist bereits ein Abnäherinhalt von 3 bis 5 cm zu viel.
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Es gibt schnitttechnische Möglichkeiten, einen Abnäher zu verlegen, ihn in Falten zu integrieren oder anhand von Teilungsnähten herauszunehmen. Alle unten dargestellten Modelle basieren auf einem klassischen Kleidergrundschnitt und zeigen verschiedene Abnäher- und Nahtvarianten.
Beim Verlegen eines Abnähers ist es wichtig, auf die anschließende Passform zu achten. Folgende Möglichkeiten gibt es, um einen Abnäher unsichtbar zu machen:
Möglichkeiten, einen Abnäher zu ersetzen | Erklärung |
Falten | Füge die Falten dort ein, wo Weite benötigt wird. Merke: Je kürzer die Falte abgesteppt wird, desto weicher wirkt sie. |
Kräusel/Raffungen | Der Kräusel ersetzt den Abnäher komplett. Teile bei längeren Abnähern das Schnittmuster, sodass die Passform schön am Körper anliegt. |
Nähte setzen | Abnäher können auch durch das Verlegen in Teilungsnähte unsichtbar gemacht werden. Prinzessnaht oder Wiener Naht sind hierfür gängige Verarbeitungsweisen, sie verlaufen durch den Taillenabnäher zur Schulter-, Armloch- oder Seitennaht. Vorteil: Das Bügeln ist anschließend einfacher! |
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Abnäher dienen nicht nur der Passformoptimierung, sondern können auch als dekoratives Gestaltungselement eingesetzt werden. Der Kreativität des Schöpfers sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Ein gutes Beispiel, wie du gekonnt Abnäher dekorativ einsetzt, findest du hier in unserem Artikel Blazer mit strahlenförmigen Abnähern oder Abnäher- und Nahtvarianten für Kleider.
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Natürlich tauchen bei der Konstruktion von Abnähern immer wieder Fehler auf. Damit dir dies nicht passiert, haben wir die häufigsten Abnäher-Fehler herausgesucht:
Typische Fehler beim Abnähernähen | Tipp |
unsaubere Übertragung | Das Schnittmuster eines Abnähers sieht wie ein Dreieck aus, dabei müssen beide Schenkel (lange, gegenüberliegende Seiten) gleich lang sein. Es ist wichtig, dieses sauber und vollständig auf den Stoff zu übertragen. |
Abnäher wird ausgeschnitten | Der Abnäher wird im Normalfall nicht ausgeschnitten, außer es wird explizit darauf hingewiesen. Du solltest zudem darauf achten, dass du die Überstände nicht abschneidest, diese fehlen dir sonst am fertigen Abnäher. |
Abnäherspitze nicht markiert | Wie unter „Wie werden Abnäher genäht?“ erwähnt, solltest du in den meisten Fällen die Abnäherspitze mit einer Stecknadel markieren. Bei zwei Abnähern musst du darauf achten, dass diese gleich lang sind. |
Abnäherschenkel sind krumm | Lege die Abnäherschenkel immer exakt aufeinander, um unschöne Fehler zu vermeiden. |
Du beginnst beim Nähen an der Abnäherspitze. | Beginne mit der Naht immer am Abnäherschenkel und nicht an der Spitze, andernfalls entsteht der Tüteneffekt bzw. ein kleiner Knubbel, der sich nicht wegbügeln lässt. |
Aussäubern der Abnäherspitze und -schenkels | Um zu verhindern, das unschöne Knubbel am Anfang und Ende des Abnähers entstehen, solltest du dies gleich ganz lassen. Tipp: Lass ca. 20 Zentimeter Endfaden stehen und verknote diese am Schluss. |
Abnäher wird nicht/schlecht gebügelt | Für das perfekte Ergebnis muss der Abnäher glatt gebügelt werden. Einen Hinweis, wie du das richtig auf dein spezielles Schnittmuster anwendest, findest du meist im Schnittmuster. Ansonsten findest du genaue Tipps hier „So bügelst du deinen fertigen Abnäher richtig“. |
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Du bist auf der Suche nach Schnittkonstruktionen für deinen nächsten Abnäher und möchtest gleich zur Tat schreiten? Wir haben für dich einige Projektvorschläge aus Rundschau-Ausgaben herausgesucht, die einen oder mehrere Abnäher in den Mittelpunkt stellen – vom einfachen Abnäher bis zum stylischen Modeaccessoire. Wenn dir diese Ideen nicht ausreichen, findest du weitere Schnittkonstruktion hier auf www.muellerundsohn.com/.
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Abnäher kannst du nicht nur zur praktischen Formoptimierung nutzen, sondern auch bewusst als dekoratives Accessoire deines Kleidungsstückes einsetzen. Wie du eine Blazer-Jacke mit strahlenförmigen Abnähern kreierst, erfährst du hier.
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Die Mode der 50er-Jahre zeichnet sich durch Zweiteiler und der körpernahen Schnitte aus. In unserem Artikel „Couture-Abnäherverlegung der 50-er Jahre“ stellen wir dir Abnähverlegungen dieser Zeit vor.
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Ein Kleid mit integrierten Falten verändern? In der Rundschau 10/2013 findest du alle Möglichkeiten der Schnitttechnik, angewandt an klassischen Kleidergrundschnitten.
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Abnäher manipulieren? Das geht mithilfe des „Kneifens“! Wir zeigen dir verschiedene Modelle mit Quernähten, schrägen Nahtlagen, asymmetrischen Nahtführungen sowie reduzierten Abnähern. Wer die Technik des Kneifens beherrscht, kann jedes Design passformsicher umsetzen. Die Schnittkonstruktionen zum Thema Kneifen findest du hier.
Du willst noch mehr Inspirationen, Informationen oder die neuesten Trends entdecken? Dann schau auf unserer Pinnwand „Abnäher“ auf Pinterest vorbei.
Erstmals erschienen 2019, letzte Aktualisierung 09.07.2019.