Hat man sich für ein Design entschieden, stellt sich die Frage, welche Materialien benötigt werden. Für das Nähen von Unterwäsche kommen in erster Linie elastische Stoffe zum Einsatz, dazu kann man Kurzwaren in farblich abgestimmten Sets kaufen. Die große Auswahl kann zu Beginn dennoch verwirren. Deshalb stellen die folgenden Absätze die wichtigsten Zutaten vor.
Ein BH kann aus bis zu 49 Teilen bestehen – dass da weder Gummibänder noch Spitzen einschneiden und kratzen dürfen, versteht sich von selbst. Ein Kurzwaren-Materialpaket für Neulinge in Sachen Unterwäsche nähen enthält in der Regel neun Teile. Die folgende Tabelle gibt den Überblick über diese wichtigsten Zutaten und stellt sie kurz vor.
BH-Bügel |
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BH-Verschluss |
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Bügelband | Tunnelband für den BH-Bügel |
Gummiband |
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Ringe und Schieber |
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Trägerband | Träger für Oberteile |
Unterbrustgummi | Band aus Gummi zur Stabilisierung des Unterbrustbereichs |
Verzierungen | z. B. Schleifen, Knöpfe, Steinchen, Schalen, Stäbchen |
Zum Nähen von Unterwäsche lassen sich prinzipiell alle leichten und elastischen Stoffe verwenden. Es gilt jedoch zu bedenken, dass das Gewebe bzw. seine Elastizität bei der Schnittgestaltung berücksichtigt werden sollte. Ein Dehnungsdiagramm zur Ermittlung der Materialdehnung findest du im Buch „Dessous-Grundwerk“. Wird die Dehnung nicht korrekt ermittelt und infolgedessen ein falscher Schnitt aufgestellt, kann dies negative Auswirkungen auf die Passform haben. Hier ein Überblick der wichtigsten Stoffarten:
Einzugsware | unelastisches Futtermaterial für BH-Mittelteil |
Charmeuse | sehr leichter Futterstoff |
elastischer Tüll |
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elastische Spitze |
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Mikrofaser |
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Powernet |
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Worauf sollte man achten, wenn man Unterwäsche nähen möchte? Die vier Tipps in den folgenden Absätzen bieten wertvolle Ratschläge sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene:
Am schwierigsten zu nähen ist der BH, Neulinge sollten sich deshalb lieber mit einem Slip oder einem Spitzen-Hemdchen oder String an die Materie herantasten. Je nach Gestaltung können natürlich auch diese Stücke mehr oder weniger einfach machbar sein.
Keine Frage – es sind die Details, die schöne Wäsche ausmachen. Am richtigen Ort platziert, verleihen sie jedem Teil besondere Raffinesse. Als Hingucker eignen sich beispielsweise:
An einem Ort gilt jedoch genau das Gegenteil: Der Zwickel einer Unterhose (auch Schrittfutter genannt) sollte aus reiner Baumwolle oder Seide bestehen, egal wie raffiniert das Design auch sein mag. Die Stoffe sind hygienisch, atmungsaktiv und deshalb unverzichtbar an dieser speziellen Stelle. Der Zwickel dient auch zum Schutz vor Reibung durch Nähte oder Spitzenstoffe.
Dehnbare Gewebe sind eine wichtige Zutat für traumhafte Dessous, man muss sich jedoch erst einmal mit ihnen vertraut machen. Wer professionell in Dessous-Produktion gehen möchte, sollte sich unbedingt eine Overlock oder gleich eine richtige Industrie-Nähmaschine mit verstellbarem Differenzialtransport zulegen. Damit sind elastische Materialien leichter zu nähen, sie dehnen nicht aus und können richtig versäubert werden. Anfänger können aber auch mit einer guten Haushaltsnähmaschine Unterwäsche nähen. Hier sollte Stichbreite und Fußdruck einstellbar sein. Bei elastischen Stoffen sollte mit weniger Nähfußdruck und elastischem Stich (z. B. elastischer Geradstich oder Zick-Zack-Stich) genäht werden. Zudem ist die Wahl der Nähnadel sehr wichtig, denn unterschiedliche Stoffe und Gewebestärken erfordern auch passende Nadeltypen. Die Nadel ist für ein sauberes Nahtbild verantwortlich. Im Handwerk wie auch im Hobby gilt also: Ausprobieren und dazulernen!
Bei Unterwäsche ist es besonders wichtig, dass sie bequem sitzt und nicht drückt. Dafür sorgt vor allem eine gute Passform. Um Passformprobleme zu vermeiden, ist es essentiell, exakt zu messen, millimetergenau zu zeichnen und den Winkel beim Schnitt korrekt anzulegen.
Auch Schnitte von der Stange haben das Zeug zum Lieblingsstück. Wer partout kein gutes Schnittmuster findet, sollte sich deshalb einmal überlegen, ob die perfekte Vorlage nicht vielleicht schon längst im eigenen Kleiderschrank auf ihn wartet.
In der Welt der Dessous existieren zahlreiche Begriffe und Formen, manche davon sind nur auf den zweiten Blick zu unterscheiden. Deshalb stellen die folgenden Absätze die wichtigsten Dessous und ihre Bezeichnungen in alphabetischer Reihenfolge vor.
Body Suits sind durchgehend Oberteile – in Blusen-, Pulli- oder Rolli-Form – aus dehnbaren Materialien (Lycra) mit angeschnittener Slipform. Als “Body” werden heute genauso DOB-Modelle wie auch Sportswear oder Wäscheeinteiler modisch aktuell angeboten, zur Wahl stehen beispielsweise:
Die Abkürzung BH wird als Kürzel für die Miederware Büstenhalter verwendet. Er hat die Aufgabe, die natürliche Büstenform der Frau zu stützen, zu betonen oder zu korrigieren. Für die verschiedenen Wünsche steht ein breites BH-Angebot zur Wahl:
BH-Hemdchen |
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Brassière |
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Bustier |
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Camisole |
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City Shirt |
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Spenzer |
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Unterhemd |
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Bloomers |
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Boxershorts |
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French Knickers |
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Hüft-Slip |
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Hot Pants |
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Jazz Pants |
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Langbeinschlüpfer |
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Mini-Slip |
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Pagen-Schlüpfer |
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Pantalons |
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Rio-Slip |
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Taillen-Slip |
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Velo Pants |
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Leggings sind fußlose Strumpfhosen. Sie gehören über modische Farben, witzige Musterungen und originelle Drucke als aktuelles Accessoire modisch in ein DOB-Outfit integriert.
Corsage |
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Culotte |
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Einteiler |
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Hüfthalter |
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Korsett |
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Korselett |
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Miederhose |
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Panty |
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Torsolet |
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Der Strumpfhalter hat die Aufgabe, mit (meist abnehmbaren) Strapsen die Strümpfe glatt zu halten. Spitzenverziert ist er auch als „Tanzgürtel“ bekannt.
Das Unterkleid besteht meist aus Glanzviskose bzw. Satin mit Spitzenausputz an Dekolleté und Abschluss. Es wird gerne unter ungefütterten Kleidern getragen und bietet sich in drei verschiedenen Formen und Längen für verschiedene Wünsche an:
“Wäsche-Garnitur” lautet oft die Branchenbezeichnung für zusammengehörende Unterhemden und Unterhosen, die als Zweiteiler meist auch preislich zusammen angeboten werden. Die Zusammengehörigkeit der Stücke zeigt sich an den folgenden Punkten:
“Wäsche-Set” lautet der neue Branchenbegriff, unter dem auch andere modisch aufeinander abgestimmte Zweiteiler vorgelegt werden – beispielsweise ein Bustier oder eine Brassière zu entsprechenden Slip-Interpretationen.
Unsere Anleitungen, Schnittmuster und Konstruktionen für die unterschiedlichsten Dessous-Modelle bieten eine professionelle Hilfestellung, um traumhaft schöne Wäsche in perfekter Passform entstehen zu lassen. Die folgenden Absätze zeigen Beispiele für besondere Dessous und verweisen auf die besten Anleitungen und Schnittmuster dazu.
Bei diesen Schönheiten entscheiden die Stoffe und Materialien, ob sie sich zu Negligés oder Abendkleidern entfalten. Zur Wahl stehen die folgenden Stücke:
Wie du diese Belles de Nuit konstruierst, erfährst du hier.
Mit den richtigen Stoffen und einer Hüftrüsche wird der geradlinige Body zum feinen Dessous-Teil und besonderen Lieblingsstück. Der Grundschnitt eignet sich außerdem dafür, zu weiteren Body-Varianten entwickelt zu werden:
Die Konstruktion für den Body-Grundschnitt erhältst du hier.
Corsagen stützen und formen. Sie eignen sich jedoch ebenfalls dafür, allein oder in Kombination mit einem Top zu einem figurbetonten Outfit gestylt zu werden. Je nachdem welchen Stoff man wählt, lassen sich unterschiedliche Effekte erzielen.
Hier findst du ein Buch mit Schnittmustern für Corsagen von Größe 34 bis 48.
Mieder lassen sich vielfältig gestalten und einsetzen, als Dessous oder als Oberteile von Kleidern – man denke nur an das Dirndl.
Ein Buch mit Schnittmustern für Trachtenmieder in den Größen 40, 44 und 48 findest du hier.
Wie vielfältig sich das Negligé gestalten lässt, zeigen unsere drei Varianten:
Hier geht es zur Schnittkonstruktion für diese Negligés.
Diese Form der Unterhose betont die weiblichen Formen: eine schlanke Taille und ausgeprägte Hüft- bzw. Gesäßlinie. Die Schnittführung ist inspiriert von den Teilungsnähten historischer Korsetts.
Wie man die Push-Up Underskirts konstruiert, erfährst du hier.
Das Unterkleid lässt sich als Dessous oder als funktionale Wäsche gestalten, das Wichtigste dabei ist ein guter Grundschnitt.
Eine Basis-Schnittkonstruktion zum Unterkleid findest du hier.
Seit der Couturier Charles Frederick Worth seine Mode am Hofe von Napoleon III. zum ersten Mal von einem Mannequin vorführen ließ, haben sich Dessous und das Verständnis von Erotik schier zahllose Male gewandelt. Bewegungsfreiheit, feminine Eleganz, Luxus und jugendliche Verführung sind nur einige Schwerpunkte, die zugleich die Gegensätzlichkeit der Strömungen zeigen. Vorhang auf für die Geschichte der Dessous …
Nach ihrer Vermählung mit Napoleon III. führte Kaiserin Eugénie die höfische Mode in Frankreich zu ihrem letzten Höhenflug. 1853 präsentierte die elegante Pauline von Metternich, Gattin des österreichischen Botschafters, der modebewussten Monarchin den englischen Couturier Charles Frederick Worth. Zum kaiserlichen Hofschneider ernannt, konnte der Modeschöpfer seinen exklusiven Kundenkreis ausbauen, wobei er seine Kreationen erstmals von einem Mannequin vorführen ließ. Dank der Unterstützung von Eugénie erhob Worth Paris zum internationalen Zentrum der Eleganz! Das führte 1868 zur Gründung der Chambre Syndicale de la Couture Francaise, die 1911 in “Chambre Syndicale de la Couture Parisienne” umbenannt wurde.
Die während dieser Epoche wachsende Beliebtheit des Büstenhalters bewirkte einen entscheidenden Wandel der Dessousmode. Die Hersteller lancierten im Schritt geknöpfte Spitzen-Hemdhosen, die eine große Bewegungsfreiheit erlaubten und bahnbrechende Erfindungen wie Reißverschlüsse, Latex oder Nylon öffneten der Mode neue Perspektiven. 1919 entdeckte auch die Filmindustrie in Hollywood die Bedeutung sinnlicher Impulse. Sie stattete ihre Stummfilme – ähnlich wie bei Modejournalen – mit allen Attributen der Verführung im Zeichen des Luxus aus.
In späteren Epochen akzentuierte man die Busenpartie durch oft gewagt tiefe Ausschnitte und markierte die Taille mit Hilfe eines eng geschnürten Mieders. Die Hüften wurden durch Polsterungen und Raffungen unterstrichen, während die Form der Gesäßpartie mit raffinierten Drapierungen, kunstvollen Faltenwürfen oder der modischen Tournüre eine neue Dimension erhielt. Die Mode des ausklingenden 19. Jahrhunderts betonte die frivole Ausstrahlung auch durch Frou-Frou-Unterwäsche aus kostbarem Spitzenstoff, schwarze Seidenstrümpfe und das kokette farbige Strumpfband. Diese modische Verführung wurde 1890 von Toulouse Lautrec im Pariser Moulin Rouge auf der Leinwand verewigt. Der Erste Weltkrieg beschäftigte viele Frauen in der Industrie und führte zu einer breitschultrigen Silhouette der Garderobe.
Um 1920 erschienen erstmals solche Traumwesen einer frivolen Scheinwelt auf der Kino-Leinwand, die in Erinnerung an römische Kaiserinnen “Diva” (Göttliche) genannt wurden. Hollywood beauftragte Künstler und berühmte Modeschöpfer mit dem Entwurf der verführerischen Kreationen. Viele dieser glanzvollen Kostüme wurden von der aufstrebenden Modeindustrie nachempfunden und kommerzialisiert – das Prêt-à- Porter de Luxe war geboren! Marlene Dietrich machte die androgyne Frau im Frack mit Seidenzylinder salonfähig und verführte die Kinobesucher in den vierziger Jahren als Vamp mit schwarzen Florstrümpfen und Strapsen. Später inspirierten berühmte Filmstars wie Greta Garbo, Zarah Leander oder Jeannette MacDonald dank ihrer koketten Kleidung die modische Entwicklung.
Am 12. Februar 1947 präsentierte Christian Dior in Paris seinen legendären New Look mit einer Kleiderlänge 31 cm vom Boden, glockiger Weite, einer schlank gezeichneten Taille und natürlich modellierter Schulterpartie. Seine jugendlich beschwingte und zugleich betont feminine Silhouette repräsentierte eine diskret interpretierte modische Verführung. Dann gab Marylin Monroe dank ihren hautengen Kreationen der verführerischen Weiblichkeit neue Impulse und ging als Symbol der Verführung in die Modegeschichte ein.
Ebenfalls nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfand Coco Chanel mit dem kniefreien Charleston-Look und lackiertem Bubikopf die vestimentäre Erotik in neuer Form. Sportliche Einflüsse hatten diese Ausstrahlung bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gedämpft. Der New Look von Dior plädierte 1947 für eine gepflegte feminine Eleganz, die durch die hohe Schneiderkunst von Yves Saint Laurent und dank der extravaganten Handschrift von Jean-Paul Gaultier neue sinnliche Impulse erhielt. Der moderne Lebensstil des beginnenden 21. Jahrhunderts war auf entsprechende modische Themenwelten angewiesen, zu denen auch die erotische Ausstrahlung der eng anliegenden querelastischen Jeans gerechnet werden muss.
Die sechziger Jahre vermitteln auch der Alta Moda Italiana Auftrieb. Große Modeschöpfer in Florenz, Rom und Mailand arbeiten mit den Filmstudios der Römer Cinècittà zusammen – eine ideale Plattform für die Präsentation dieser verführerischen Modelle in raffinierten Farbkombinationen und kostbaren Materialien, welche von Leinwand-Stars wie Sophia Loren, Gina Lollobrigida oder Anna Magnani zum Welterfolg geführt werden. Nach 1960 erobert die revolutionäre Mini-Mode das Straßenbild. Amüsante Fashion-Trends von Mary Quant oder der frivole Look von Twiggy bringen Swinging London und Carnaby Street ins internationale Rampenlicht. Auch Paris macht dank den kurzen “geometrisch” wirkenden Kleidchen von André Courrèges modische Schlagzeilen. Die in den fünfziger Jahren erstmals von Brigitte Bardot im Film vorgestellten Blue Jeans werden zum Ausdruck des modernen Lebensstils der protestierenden Jugend: Die indigoblauen Modelle mausern sich zur obligaten Alltagskluft mit Sex Appeal!
Das hektische Mode-Karussell päsentiert in der Folge einen Gammler-Look mit verwaschenen Jeans, schäbig wirkenden Pullis und plumpen Tennisschuhen, eine typische Antimode im Zeichen des Konflikts der Generationen. 1977 schockieren die Punks mit Blousons und Hosen aus schwarzem Leder sowie buntgefärbten Frisuren. Diese modische Dekadenz wird von der lässig interpretierten Eleganz der Yuppies verdrängt.
Dieser gepflegte Kleiderstil inspiriert die Modemacher zu neuen Experimenten, welche auch auf der Kinoleinwand erscheinen. Filme wie “Whitness” mit Harrison Ford oder “Amadeus” brillieren mit attraktiven Kleidern oder Hüten, während Meryl Streep im Streifen “Out of Africa” als Trendsetter für den Safari- oder Farmerlook mit leicht abgeschwächter Erotik auftritt. Auch die modische Beeinflussung von Fernseh-Serien wie Dallas, Denver oder Dynasty darf nicht unterschätzt werden. Catherine Oxenberg posiert im “Denver Clan” in einem knapp sitzenden Tanga, während Heather Locklear dank ihren hochgeschlitzten Jogging-Höschen oder kecken Beach-Modellen gewagte Einblicke in intime Sphären erlaubt. Modischer Gegenpol ist das Hollywood-Biest Joan Collins im perfekt geschnittenen Tailleur und raffiniertem Make-up.
Das ausklingende 20. Jahrhundert verdient dank Kollektionen im Zeichen von Haute Couture oder Prêt-à-Porter de Luxe besondere Erwähnung. Dies ist in erster Linie die Drapierkunst des im Sommer 2007 verstorbenen Yves Saint Laurent zu verdanken, weitere für diese Entwicklung bedeutende Namen sind:
Ihre verführerischen Modelle haben eleganten Frauen erlaubt, sich mit einem individuellen Stil zu identifizieren, der Wünsche und Sehnsüchte weckt. Ein psychologischer Mechanismus, der neben rationellen Ansprüchen auch das irrationale Wunschdenken erfüllt! Fazit: Jede modische Inszenierung ist entsprechend auf den Mythos der Erotik ausgerichtet.
Artikel unter Verwendung eines Beitrags von José Warmund-Cordelier.
Letzte Aktualisierung 04.06.2019.