Als Leder gilt traditionell verarbeitete Tierhaut, die gegerbt und somit haltbar gemacht wird. Leder wird daher als Naturprodukt gehandelt. Je nach Art sind folgende Ledereigenschaften möglich:
Achtung: Qualitativ hochwertiges Leder zeichnet sich durch seine Weichheit, natürliche Optik, Stabilität und Reißfestigkeit aus.
Als Narbenbild wird die charakteristische Musterung auf der Oberfläche des Leders bezeichnet. Diese glatte, narbige Seite wird auch Narbenseite genannt. Auf ihr waren zuvor die Fellhaare zu finden, deren Überbleibsel die Narben sind. Dagegen wird die raue Rückseite des Leders als Fleischseite bezeichnet.
Leder ist in unterschiedlichen Variationen erhältlich. Doch es gibt markante Unterschiede bei den einzelnen Lederarten. Es gilt zu unterscheiden in:
Rohhaut |
Unbehandelte Tierhaut |
Leder |
Verarbeitete Tierhaut |
Beschichtetes Leder |
Leder mit einer Schicht aus Bindemitteln oder Folie mit bis zu 0,15 mm Stärke, die es strapazierfähiger und fleck- bzw. wasserabweisender macht |
Pigmentiertes Leder |
Gefärbtes Leder, das durch die Pigmentierung robuster wird |
Spaltleder |
Empfindliches und minderwertiges Leder, das durch das Zerlegen der Tierhaut in Schichten entsteht. Man unterscheidet in Narbenspalt (Schichten zur Narbenseite hin) und Fleischspalt (Schichten zur Fleischseite hin). Bei dickeren Tierhäuten kommen ggf. noch Mittel- oder Zwischenspalt dazu. Der Fleischspalt wird schließlich als Spaltleder bezeichnet. |
Geprägtes Leder |
Leder, meist Spaltleder, die keine natürliche oder eine andere Narbung haben und deswegen eine (neue) eingeprägt bekommen |
Anilinleder |
Offenporiges Leder ohne Farbschicht |
Lackleder |
Mit Lack überzogenes Leder, das sehr glänzt |
Echtes Leder ist von verschiedenen Tierarten erhältlich. Die Sorten reichen von Ledern von traditionellen Nutztieren wie Rind, Schaf und Ziege, über Wildtiere wie Hirsche und Rehe bis hin zu exotischen Tieren wie Krokodilen, Schlangen, Rochen oder Kängurus. Auch von Fischen wird die Schuppenschicht als Leder für Kleidungsstücke und Accessoires verarbeitet. Speziell Lachsleder gilt als Luxusleder und weist vielseitige Besonderheiten auf, die du in unserem Artikel nachlesen kannst.
Neben echtem Leder gibt es heutzutage auch Lederalternativen, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, aber kein Tierleben kosten. Diese werden als veganes Leder oder Kunstleder bezeichnet. In jenem Fall handelt es sich um Lederimitate, die aus pflanzlichen Naturstoffen (z.B. Hanf, Kork, Ananasfaser) oder Kunststoffen (z.B. Polyurethan und Polyester) hergestellt werden und in ihren Eigenschaften und sogar ihrem Aussehen echtem Leder sehr ähnlich sind. Kunstleder hat gegenüber echtem Leder auch den Vorteil, dass es meist unempfindlicher gegen Schmutz, Wasser und Sonneneinstrahlung ist. Teilweise ist es sogar reißfester und wesentlich günstiger als das Original. Tipps zum Nähen von Leder findest Du in dem Artikel Leder nähen – Tipps und Tricks.
Grundsätzlich kann man zwischen folgenden Glatt- und Rauledern wählen:
Als Glattleder gelten alle Lederarten, deren narbige Seite nach außen verarbeitet ist.
Nappaleder |
Feines, vollnarbiges und besonders weiches Leder
Nach der US-Stadt Napa Valley benannt Chromgegerbt Meist vom Schaf oder vom Kalb Besonders für Handschuhe verwendet |
Saffianleder / Maroquinleder |
Feines, weiches Ziegenleder mit Narbung
Nach der marokkanischen Stadt Safi benannt |
Juchtenleder |
Verwendung als Oberleder für Schuhe
Festes, geschmeidiges, wasserdichtes Leder Pflanzlich gegerbt Aus Kalbs- oder Rindshaut |
Dogskin |
Leder aus dichtem Schaffell
Für Handschuhe verwendet |
Corduan |
Geschmeidiges, weiches Leder mit feinnarbiger Oberfläche
Ähnlich zum Saffianleder |
Ecraséleder |
Gefärbtes, glattes Leder
Mit künstlich geprägter Narbung Meist aus Ziegenhaut |
Chagrin |
Leder aus der Rückenhaut von Huftieren
Mit künstlich aufgepresstem Narbenmuster |
Unter Rauleder lassen sich alle rauen Leder zusammenfassen. Meistens handelt es sich dabei um angeschliffene Oberflächen, die eine aufgeraute bis samtige Optik und Haptik aufweisen.
Wildleder |
Von wildlebenden Tieren wie Hirschen oder Rehen
Leder mit aufgerauter Oberfläche |
Veloursleder / Suede |
Leder mit einer aufgerauten, samtähnlichen Oberfläche
Aufgrund grober Fasern etwas derbe in der Haptik Zwei Arten: die Rückseite von Glattledern oder die beiden Seiten eines Fleischspaltes Atmungsaktiv durch die offenporige Oberfläche |
Nubukleder |
Narbenseite angeschliffene Leder
Samtartige, weiche Oberfläche dank feinem Flor Aus Rind-, Schaf- oder Ziegenhaut |
Sämischleder |
Weiches Leder
Aus Rauleder von Hirschen, Rehen, Rentieren, Ziegen oder Schafen Mit Tran oder Fischöl gegerbt Häufig verwendet für Trachtenleder |
Die Pflege von Leder ist unerlässlich. Denn Kleidung und Accessoires aus Leder sind oft teuer und bedürfen daher einem bewussten Reinigungsprozess:
Waschen | Rückfettendes Lederwaschmittel verwenden
Bei max. 40 °C waschen Geringe Drehzahl! Hinweis: Leder darf aus hygienischen Gründen gewaschen werden oder um Schmutz zu entfernen. |
Trocknen | Luft trocknen |
Bügeln | Je nach Lederart darf gebügelt werden
Tipp: Unbedingt ein Tuch aus Baumwolle oder Organza als Schutz dazwischen legen. |
Lickern | Um zu vermeiden, dass das Leder nach der Reinigung steif und spröde wird, muss es rückgefettet werden.
Dagegen muss bei rauen Ledern die Oberfläche aufgebürstet oder nachgeschliffen werden. |
Imprägnieren | Um Wasserflecken zu vermeiden, muss Leder wasserundurchlässig gemacht werden. |
Tipp: In gewissen Zeitabständen lohnt es sich, die Lederteile zur Fachreinigung zu bringen.
Meist werden bei der Reinigung Fehler in der Lederbehandlung gemacht. Um möglichst lange Freude am Leder zu haben, lohnt es sich, auf ein paar Tipps zur Pflege zu achten:
Zur Lederpflege stehen eine Reihe hilfreicher Utensilien zur Verfügung:
Pflegecreme | Tiefenpflege für mehr Glanz |
Fett | Feuchtigkeitspflege |
Öl | Rückfettende Pflege für spröde oder steife Leder |
Balsam | Schutzpflege, durch die Poren geschlossen und die wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften verstärkt werden. |
Imprägnierspray | Schutzpflege, um das Leder gegen Wasser und Feuchtigkeit zu schützen und Sprödigkeit zu verhindern. |
Tipp: Cremes, Fette, Öle und Balsame nur für die Glattlederpflege verwenden, da Rauleder zu Flecken neigen.
Der Lederverarbeitung sind keine Grenzen gesetzt und das Material kann für eine Vielzahl unterschiedlicher Kleidungstücke und Schnittmuster verwendet werden. In der Mode sind Schuhe, Taschen oder Gürtel die bekanntesten Verarbeitungsarten von Leder.
Tipp: Bei der Vorbereitung des Leders zum Nähen gilt zu beachten, dass alle Schnittteile in der Längsrichtung zugeschnitten werden. Denn Leder lässt sich nur in der Querrichtung reißen. Wird ein Veloursleder verarbeitet, sollte man darauf achten, dass die Strichrichtung von oben nach unten läuft.
Zum Nähen von Leder empfiehlt sich die Benutzung spezieller Ledernadeln, eines Teflon- oder Rollenfußes, und eines Polyesterfadens. Weitere Details zum Nähen von Säumen, Kanten, Knopflöchern und Taschen mit Leder, bieten unsere Tipps und Tricks zum Leder nähen. Dort findest du auch eine Nähanleitung zum Nähen eines Ledertops.
Lasse dich außerdem von den folgenden Schnittmustern und Nähanleitungen für einen Schnitt mit Leder inspirieren:
Für Reiter bietet Echtlederbesatz an der Kleidung einen festen Halt im Sattel und damit auch den besten Sitz. Es rutscht nicht zu sehr, klebt aber auch nicht. Außerdem schont das Leder im Unterschied zu anderen Materialien den Sattel. Hinzu kommt, dass es extrem langlebig ist. Wie man eine Reit-Turnierhose mit Lederbesatz näht, zeigen wir dir in der Damen-Rundschau 10/2018. Oder in unserem Web-Artikel „Reitbekleidung nähen“.
Eine Fanny Pack ist nicht nur praktisch, sondern auch ein wahrer Blickfang. Sie lässt sich mit nahezu allem kombinieren und macht jedes Outfit zu einem Style-Statement. Hast du Lust eine Fanny Pack aus Kunstleder zu nähen?
In der Damenrundschau 05/18 findest du die entsprechenden Schnittmuster und Nähanleitungen, um deine eigene Fanny Pack zu nähen. Erste Inspiration bietet dir der Artikel “Gürteltasche nähen – Fanny Pack“ auf unserer Website.
Leder als Material für Jacken oder Hosen kommt niemals aus der Mode. Egal, ob schlicht oder mit Verzierungen und Applikationen – die Lederhose ist immer ein Blickfang! In unserem Beitrag „Lederjeans mit Fransen konstruieren“ findest du eine Anleitung zur Konstruktion eines Schnittmusters für eine Lederjeans mit Fransen. Weitere Details zu diesem und weiteren Hosenschnitten kannst du auch unserem Fachbuch DOB Schnittkonstruktion Hosen entnehmen.
Handschuhe sind nicht einfach nur ein Accessoire. Richtig gestylt können sie zu einem echten It-Piece avancieren. Auch Lederarten, wie Nappaleder, Wildleder oder Veloursleder werden oft für Handschuhe verwendet. Alle wichtigen Tipps, die es beim Nähen von Handschuhen zu beachten gilt, erfährst du in unserer Anleitung zum „Handschuhe nähen“.
Die Lederhose ist das Sinnbild für Tradition. Angefertigt wird sie aus Hirschleder, das besonders robust ist. Je nach Region wird sie mit weißen, gelben oder grünen handgefertigten Stickereien bestickt. Eine ausführliche Anleitung zur Erstellung eines Schnittes für die kurze Lederhose und die Kniebundhose aus Leder sowie viele weitere Schnittkonstruktionen für Herrentrachten findest du in unserem Buch Schnittkonstruktionen Trachtenmode: Trachten für Männer. In unserem Artikel „Die Lederhose – Tradition und Kult“ erfährst du außerdem mehr zur Geschichte der Lederhose.
Zuerst erschienen in 2019, letzte Aktualisierung am 12.12.2019.