Lederarten

In der Mode hat Leder eine lange Tradition. Wir zeigen dir die wichtigsten Lederarten, ihre Merkmale, wozu man sie verwendet und wie man sie pflegt.

Aus Leder lässt sich eine Vielzahl kreativer Kleidungsstücke fertigen. Für deine Designidee hast Du die Wahl aus den unterschiedlichen Lederarten. Jedes Leder hat eine besondere Eigenschaft, die Verwendung und Pflege einzigartig machen.

Zwei Laufstegmodels mit Lederbekleidung bei Helbig und Balmain.
Leder bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung von Kleidung und Accessoires: Helbig und Balmain. (Bild: © CATWALKPIX.COM)

 

Inhalt der Seite

 

Was ist Leder?

Als Leder gilt traditionell verarbeitete Tierhaut, die gegerbt und somit haltbar gemacht wird. Leder wird daher als Naturprodukt gehandelt. Je nach Art sind folgende Ledereigenschaften möglich:

  • Derb bis geschmeidig
  • Rau bis weich
  • Dick bis dünn
  • Fein- bis grobnarbig
  • Reißfest
  • Vollnarbig bis geschliffen
  • Robust bis empfindlich
  • Wärmend bis kühlend
  • Matt bis glänzend

Achtung: Qualitativ hochwertiges Leder zeichnet sich durch seine Weichheit, natürliche Optik, Stabilität und Reißfestigkeit aus.

Ausschnitt von einem gelben Lederrock mit Schlangenmuster.
Als Narbenbild wird die charakteristische Musterung auf der Oberfläche des Leders bezeichnet: Helbig. (Bild: © CATWALKPIX.COM)

Als Narbenbild wird die charakteristische Musterung auf der Oberfläche des Leders bezeichnet. Diese glatte, narbige Seite wird auch Narbenseite genannt. Auf ihr waren zuvor die Fellhaare zu finden, deren Überbleibsel die Narben sind. Dagegen wird die raue Rückseite des Leders als Fleischseite bezeichnet.

Zurück zur Übersicht

 

Was gibt es für Lederarten?

Leder ist in unterschiedlichen Variationen erhältlich. Doch es gibt markante Unterschiede bei den einzelnen Lederarten. Es gilt zu unterscheiden in:

Rohhaut

Unbehandelte Tierhaut

Leder

Verarbeitete Tierhaut

Beschichtetes Leder

Leder mit einer Schicht aus Bindemitteln oder Folie mit bis zu 0,15 mm Stärke, die es strapazierfähiger und fleck- bzw. wasserabweisender macht

Pigmentiertes Leder

Gefärbtes Leder, das durch die Pigmentierung robuster wird

Spaltleder

Empfindliches und minderwertiges Leder, das durch das Zerlegen der Tierhaut in Schichten entsteht. Man unterscheidet in Narbenspalt (Schichten zur Narbenseite hin) und Fleischspalt (Schichten zur Fleischseite hin). Bei dickeren Tierhäuten kommen ggf. noch Mittel- oder Zwischenspalt dazu. Der Fleischspalt wird schließlich als Spaltleder bezeichnet.

Geprägtes Leder

Leder, meist Spaltleder, die keine natürliche oder eine andere Narbung haben und deswegen eine (neue) eingeprägt bekommen

Anilinleder

Offenporiges Leder ohne Farbschicht

Lackleder

Mit Lack überzogenes Leder, das sehr glänzt

Zurück zur Übersicht

 

Echtes Leder

Echtes Leder ist von verschiedenen Tierarten erhältlich. Die Sorten reichen von Ledern von traditionellen Nutztieren wie Rind, Schaf und Ziege, über Wildtiere wie Hirsche und Rehe bis hin zu exotischen Tieren wie Krokodilen, Schlangen, Rochen oder Kängurus. Auch von Fischen wird die Schuppenschicht als Leder für Kleidungsstücke und Accessoires verarbeitet. Speziell Lachsleder gilt als Luxusleder und weist vielseitige Besonderheiten auf, die du in unserem Artikel nachlesen kannst.

 

Kunstleder

Neben echtem Leder gibt es heutzutage auch Lederalternativen, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, aber kein Tierleben kosten. Diese werden als veganes Leder oder Kunstleder bezeichnet. In jenem Fall handelt es sich um Lederimitate, die aus pflanzlichen Naturstoffen (z.B. Hanf, Kork, Ananasfaser) oder Kunststoffen (z.B. Polyurethan und Polyester) hergestellt werden und in ihren Eigenschaften und sogar ihrem Aussehen echtem Leder sehr ähnlich sind. Kunstleder hat gegenüber echtem Leder auch den Vorteil, dass es meist unempfindlicher gegen Schmutz, Wasser und Sonneneinstrahlung ist. Teilweise ist es sogar reißfester und wesentlich günstiger als das Original. Tipps zum Nähen von Leder findest Du in dem Artikel Leder nähen – Tipps und Tricks.

Zurück zur Übersicht

 

Grundsätzlich kann man zwischen folgenden Glatt- und Rauledern wählen:

Glattleder

Als Glattleder gelten alle Lederarten, deren narbige Seite nach außen verarbeitet ist.

Ausschnitt einer grünen Lederjacke getragen von Laufstegmodel
Inspiration Runway: Oversize-Jacke in Glattleder bei Fendi. (Bild: © CATWALKPIX.COM)

 

Nappaleder

Feines, vollnarbiges und besonders weiches Leder

Nach der US-Stadt Napa Valley benannt

Chromgegerbt

Meist vom Schaf oder vom Kalb

Besonders für Handschuhe verwendet

Saffianleder / Maroquinleder

Feines, weiches Ziegenleder mit Narbung

Nach der marokkanischen Stadt Safi benannt

Juchtenleder

Verwendung als Oberleder für Schuhe

Festes, geschmeidiges, wasserdichtes Leder

Pflanzlich gegerbt

Aus Kalbs- oder Rindshaut

Dogskin

Leder aus dichtem Schaffell

Für Handschuhe verwendet

Corduan

Geschmeidiges, weiches Leder mit feinnarbiger Oberfläche

Ähnlich zum Saffianleder

Ecraséleder

Gefärbtes, glattes Leder

Mit künstlich geprägter Narbung

Meist aus Ziegenhaut

Chagrin

Leder aus der Rückenhaut von Huftieren

Mit künstlich aufgepresstem Narbenmuster

Zurück zur Übersicht

 

Rauleder

Unter Rauleder lassen sich alle rauen Leder zusammenfassen. Meistens handelt es sich dabei um angeschliffene Oberflächen, die eine aufgeraute bis samtige Optik und Haptik aufweisen.

Model trägt braune Lederjacke.
Aufgerautes Leder strahlt eine gewisse Wärme und Geschmeidigkeit aus: Aigner. (Bild: © CATWALKPIX.COM)

 

Wildleder

Von wildlebenden Tieren wie Hirschen oder Rehen

Leder mit aufgerauter Oberfläche

Veloursleder / Suede

Leder mit einer aufgerauten, samtähnlichen Oberfläche

Aufgrund grober Fasern etwas derbe in der Haptik

Zwei Arten: die Rückseite von Glattledern oder die beiden Seiten eines Fleischspaltes

Atmungsaktiv durch die offenporige Oberfläche

Nubukleder

Narbenseite angeschliffene Leder

Samtartige, weiche Oberfläche dank feinem Flor

Aus Rind-, Schaf- oder Ziegenhaut

Sämischleder

Weiches Leder

Aus Rauleder von Hirschen, Rehen, Rentieren, Ziegen oder Schafen

Mit Tran oder Fischöl gegerbt

Häufig verwendet für Trachtenleder

Zurück zur Übersicht

 

Wie pflegt man Leder?

Die Pflege von Leder ist unerlässlich. Denn Kleidung und Accessoires aus Leder sind oft teuer und bedürfen daher einem bewussten Reinigungsprozess:

Waschen Rückfettendes Lederwaschmittel verwenden

Bei max. 40 °C waschen

Geringe Drehzahl!

Hinweis: Leder darf aus hygienischen Gründen gewaschen werden oder um Schmutz zu entfernen.

Trocknen Luft trocknen
Bügeln Je nach Lederart darf gebügelt werden

Tipp: Unbedingt ein Tuch aus Baumwolle oder Organza als Schutz dazwischen legen.

Lickern Um zu vermeiden, dass das Leder nach der Reinigung steif und spröde wird, muss es rückgefettet werden.

Dagegen muss bei rauen Ledern die Oberfläche aufgebürstet oder nachgeschliffen werden.

Imprägnieren Um Wasserflecken zu vermeiden, muss Leder wasserundurchlässig gemacht werden.

Tipp: In gewissen Zeitabständen lohnt es sich, die Lederteile zur Fachreinigung zu bringen.

Zurück zur Übersicht

 

Pflege-Tipps für Leder

Meist werden bei der Reinigung Fehler in der Lederbehandlung gemacht. Um möglichst lange Freude am Leder zu haben, lohnt es sich, auf ein paar Tipps zur Pflege zu achten:

  1. Vor der Pflege und Reinigung die Lederart
  2. Der Lederart entsprechende Pflegehinweise beachten.
  3. Reinigungsversuche erst an einer verdeckten Stelle auf Wirkung testen.
  4. Unterschiede bei der Fleckenentfernung beachten:
  • Pigmentiertes Glattleder: feuchten Lappen verwenden
  • Offenporige Leder: Selbst waschen oder in Reinigung bringen
  • Rauleder: sanft ausbürsten
  1. Zum Abstauben ein weiches Tuch verwenden.

Zurück zur Übersicht

 

Hilfsmittel zur Lederpflege

Zur Lederpflege stehen eine Reihe hilfreicher Utensilien zur Verfügung:

Pflegecreme Tiefenpflege für mehr Glanz
Fett Feuchtigkeitspflege
Öl Rückfettende Pflege für spröde oder steife Leder
Balsam Schutzpflege, durch die Poren geschlossen und die wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften verstärkt werden.
Imprägnierspray Schutzpflege, um das Leder gegen Wasser und Feuchtigkeit zu schützen und Sprödigkeit zu verhindern.

Tipp: Cremes, Fette, Öle und Balsame nur für die Glattlederpflege verwenden, da Rauleder zu Flecken neigen.

Zurück zur Übersicht

 

Wie verarbeitet man Leder?

Der Lederverarbeitung sind keine Grenzen gesetzt und das Material kann für eine Vielzahl unterschiedlicher Kleidungstücke und Schnittmuster verwendet werden. In der Mode sind Schuhe, Taschen oder Gürtel die bekanntesten Verarbeitungsarten von Leder.

Schwarzes Kleid mit geflochtener Lederapplikation
Leder lässt sich raffiniert verarbeiten: Fendi. (Bild: © CATWALKPIX.COM)

Tipp: Bei der Vorbereitung des Leders zum Nähen gilt zu beachten, dass alle Schnittteile in der Längsrichtung zugeschnitten werden. Denn Leder lässt sich nur in der Querrichtung reißen. Wird ein Veloursleder verarbeitet, sollte man darauf achten, dass die Strichrichtung von oben nach unten läuft.

Zum Nähen von Leder empfiehlt sich die Benutzung spezieller Ledernadeln, eines Teflon- oder Rollenfußes, und eines Polyesterfadens. Weitere Details zum Nähen von Säumen, Kanten, Knopflöchern und Taschen mit Leder, bieten unsere Tipps und Tricks zum Leder nähen. Dort findest du auch eine Nähanleitung zum Nähen eines Ledertops.

Lasse dich außerdem von den folgenden Schnittmustern und Nähanleitungen für einen Schnitt mit Leder inspirieren:

Zurück zur Übersicht

 

Reitturnierhose mit Lederbesatz

Für Reiter bietet Echtlederbesatz an der Kleidung einen festen Halt im Sattel und damit auch den besten Sitz. Es rutscht nicht zu sehr, klebt aber auch nicht. Außerdem schont das Leder im Unterschied zu anderen Materialien den Sattel. Hinzu kommt, dass es extrem langlebig ist. Wie man eine Reit-Turnierhose mit Lederbesatz näht, zeigen wir dir in der Damen-Rundschau 10/2018. Oder in unserem Web-Artikel „Reitbekleidung nähen“.

Zurück zur Übersicht

 

Fanny Pack aus Kunstleder

Eine Fanny Pack ist nicht nur praktisch, sondern auch ein wahrer Blickfang. Sie lässt sich mit nahezu allem kombinieren und macht jedes Out­fit zu einem Style-Statement. Hast du Lust eine Fanny Pack aus Kunstleder zu nähen?

In der Damenrundschau 05/18 findest du die entsprechenden Schnittmuster und Nähanleitungen, um deine eigene Fanny Pack zu nähen. Erste Inspiration bietet dir der Artikel “Gürteltasche nähen – Fanny Pack“ auf unserer Website.

Zurück zur Übersicht

 

Lederjeans mit Fransen

Leder als Material für Jacken oder Hosen kommt niemals aus der Mode. Egal, ob schlicht oder mit Verzierungen und Applikationen – die Lederhose ist immer ein Blickfang! In unserem Beitrag „Lederjeans mit Fransen konstruieren“ findest du eine Anleitung zur Konstruktion eines Schnittmusters für eine Lederjeans mit Fransen. Weitere Details zu diesem und weiteren Hosenschnitten kannst du auch unserem Fachbuch DOB Schnittkonstruktion Hosen entnehmen.

Zurück zur Übersicht

 

Handschuhe aus Leder

Handschuhe sind nicht einfach nur ein Accessoire. Richtig gestylt können sie zu einem echten It-Piece avancieren. Auch Lederarten, wie Nappaleder, Wildleder oder Veloursleder werden oft für Handschuhe verwendet. Alle wichtigen Tipps, die es beim Nähen von Handschuhen zu beachten gilt, erfährst du in unserer Anleitung zum „Handschuhe nähen“.

Zurück zur Übersicht

 

Traditionelle Lederhose

Die Lederhose ist das Sinnbild für Tradition. Angefertigt wird sie aus Hirschleder, das besonders robust ist. Je nach Region wird sie mit weißen, gelben oder grünen handgefertigten Stickereien bestickt. Eine ausführliche Anleitung zur Erstellung eines Schnittes für die kurze Lederhose und die Kniebundhose aus Leder sowie viele weitere Schnittkonstruktionen für Herrentrachten findest du in unserem Buch Schnittkonstruktionen Trachtenmode: Trachten für Männer. In unserem Artikel „Die Lederhose – Tradition und Kult“ erfährst du außerdem mehr zur Geschichte der Lederhose.

Zurück zur Übersicht

 

Zuerst erschienen in 2019, letzte Aktualisierung am 12.12.2019.