Unter einer Bekleidungstasche (frz. Poche, engl. Pocket) versteht man einen eingenähten oder (an das Kleidungsstück) angenähten Beutel. Diese Tasche kann entweder zur Zierde (auch als unechte Tasche ohne Beutel auch Blindtasche genannt) dienen oder zur Aufbewahrung von kleinen Gegenständen wie Kleingeld, Schlüssel oder Smartphone. Der Name Tasche stammt von dem althochdeutschen Wort Tasca ab. In Süddeutschland wurde eher das Wort Sack benutzt, was von der Bedeutung her näher an der Gewandtasche liegt. Allgemein zog man bis ins 15 Jh., unter dem Gewand getragene separate Taschen, der Gewandtasche vor.
Taschenformen können auf zwei Arten unterschieden werden: nach dem Einsatzgebiet und der Nähtechnik. Taschen sind typischerweise an Hosen, Jacken, Mänteln oder Röcken verarbeitet. Es obliegt jedoch allein der Kreativität des Schneiders, an welcher Stelle die Tasche eingearbeitet wird. Nähtechnisch können Taschenformen in zwei Formen unterschieden werden:
Nähtechnik | Erklärung |
aufgesetzte/aufgenähte Tasche | Der Klassiker und die einfachste Lösung ist die aufgesetzte Tasche. Die ausgeschnittene Taschenform wird einfach auf eine beliebige Stelle, meist als hintere Hosentasche oder auf ein Hemd als Brusttasche, genäht. |
eingesetzte Tasche | Die eingesetzte Tasche besteht aus einem Taschenbeutel und einem Eingriff, einer Öffnung, die in das Kleidungsstück eingeschnitten wird. Dies kann in den verschiedensten Varianten geschehen. |
Beide dienen als Grundlage für jede mögliche Taschenform. Diese können wiederum mit einer Patte (Klappe), Knöpfen oder Reißverschlüssen verschlossen werden. Welche grundlegenden Taschenformen es gibt und was sie ausmacht, erfährst du hier:
Die Beuteltasche (auch bekannt als Tütentasche) verdankt ihren Namen dem beutelartigen Stauraum, den sie das Kleidungsstück bietet. Meist wird sie mit weichen Stoffen jeweils am oberen Rand von Röcken oder Hosen auf Hüfthöhe verarbeitet. Aufgrund ihrer Größe und abstehenden Charakters wirkt sie zudem sehr hüftbetonend. Jedoch machen Beutel- und Tütentaschen unscheinbare Schnitte zu echten Hinguckern.
Die Blasebalgtasche wird oft für sportliche Jacken und Hemden verwendet. Mithilfe von seitlich eingelegten Falten am Taschenansatz wird das Fassungsvermögen im Vergleich zu anderen Taschen vergrößert. Somit bietet die Blasebalgtasche reichlich Platz für Gegenstände. Eine Schnittkonstruktion und Nähanleitung für eine klassische Blasebalgtasche findest du hier. Weitergehende Informationen zur Blasebalgtasche sind im Buch Atelier – Fachwissen aus der Praxis 1 zu finden.
Die Brusttasche wird klassischerweise auf Jacken, Hemden oder Kleidern aufgenäht. Sie befindet sich auf Brusthöhe, eine Kombination mit einer Patte oder einem Knopf ist möglich. In unserem Artikel „4 Hemden-Modelle konstruieren“ findest du Beispiele für die Konstruktion von Brusttaschen.
Die Cargotasche hat funktionalen Charakter. Sie hat ihren Ursprung in der Uniformbekleidung und wird daher auch als Uniformtasche bezeichnet. Charakteristisch für die Cargotasche ist, dass sie dem Kleidungsstück meist seitlich aufgesetzt und mit Quetschfalten verarbeitet wird. Am bekanntesten sind Cargotaschen in ihrer Verwendung an der Cargo-Hose auf Höhe der Oberschenkel und Knie. Doch nicht nur für Arbeits- und Freizeitkleidung finden die Taschen Verwendung. Der Cargo-Stil, den die Taschen als charakteristisches Merkmal prägen, ist zunehmend auch in Designerkreisen beliebt.
Der Taschenbeutel einer Eingriffstasche befindet sich immer im Inneren eines Kleidungsstückes. Dabei kann der Eingriff entweder offen oder mit einer Patte, mittels Reis- oder Klettverschluss verschlossen sein. Wie die Tasche dabei eingesetzt wird, ist nicht wichtig. So kann sie zum Beispiel als runde, schräge oder freie Eingriffstasche in das Kleidungsstück eingearbeitet werden.
Der schräge Eingriff der Flügeltasche verläuft vom Bund zur Seitennaht und wird für schmale Businesshosen sowie Chinos oder bei der Marlenehose verwendet. Der einfache Eingriff gilt als besonders komfortabel.
Die Kängurutasche ist dem Beutel in dem ein Känguru seinen Nachwuchs transportiert nachempfunden. Sie befindet sich wie bei den Tieren auf Bauchhöhe und tritt als aufgesetzte Durchgreiftasche in Erscheinung. Typischerweise wird sie als Tasche bei Hoodies und Kapuzenpullis verwendet.
Die Leistentasche zeichnet sich durch ihren verstärkten Eingriff aus. Hierfür wird eine Leiste, die aus einem verstärkten und doppelt gelegten Stoffstreifen besteht, angenäht. Die Breite kann je nach Wunsch variieren und dient dazu, den Tascheneingriff zu sichern und verdecken. Die Leistentasche ist sowohl an Blazern, Sakkos, Hosen und Abendmänteln zu finden und kann mit Knöpfen, Schlaufen oder einer Patte kombiniert werden. In der Rundschau 09/2019 findest du eine Schnitt-Konstruktion und Nähanleitung für eine Abgerundete Leistentasche.
Die Nahttasche ist dezent, leicht genäht und ein echter Allrounder. Sie wird einfach in die Seitennaht eingesetzt. Wichtig ist, dass das Kleidungsstück nicht zu eng ist, damit genug Platz und Weite für die Hand bleibt. Die Seitentasche lässt sich somit in jedes beliebige Kleidungsstück, mit nicht zu körpernaher Seitennaht, einnähen.
Eine Tasche, die mit einer Klappe / Patte über dem Eingriff verdeckt wird nennt man Pattentasche. Die Tasche ist häufig auf eleganteren Kleidungsstücken wie Jacken, Mänteln, Sakkos oder Blazern zu finden. Durch die Patte wirkt das Kleidungsstück eleganter und schützt den Inhalt. Ein Schnittmuster für einen Blazer mit Pattentasche ist in der Rundschau 11/2018 zu finden.
Bei einer paspelierten Pattentasche wird zwischen Patte und Kleidungsstück eine Paspel (eine schmale, aber üppige Verstärkung aus einem längsgefalteten Stoffstreifen) als Dekor eingesetzt. Zu finden ist diese Kombination häufig bei Sakkos und Blazern.
Das Merkmal der Paspeltasche ist der mit Stoffstreifen (Paspel oder Paspoil) eingefasste Eingriff. Die Taschenform wirkt dank der schmalen und langen Streifen sehr fein und schick. Wer gerne variiert hat sowohl bezüglich der Stoffe als auch Taschenformen mehrere Möglichkeiten: Die Tasche kann entweder an das Stoffmuster angepasst oder mit einfarbigen, musterlosen Stoffstreifen angewendet werden. Außerdem können die Ecken ganz beliebig enden, zum Beispiel gerade, als auch spitz.
Bei der Stecktasche erfolgt der Eingriff in die Tasche von oben, während die Taschenseiten zugenäht sind. Meistens ist die Stecktasche an Herrenmänteln und Hosen zu finden. Funktionell dienen sie meist als Uhren- oder Kleingeldtaschen.
Die unterschiedlichsten Konstruktionen der Schnittmuster für Taschenformen haben sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt. Seitdem sich die in Kleidungsstücke eingearbeiteten Taschen im 16. Jahrhundert gegen die damals getragenen Gürteltaschen durchsetzen konnten, sind sie aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken. Taschen sind nicht nur praktisch, vielmehr werten sie ein Kleidungsstück auf. Wir haben einige Beispiele für dein nächstes Taschenprojekt herausgesucht.
Taschen gehören nicht nur auf Hosen, sondern erfreuen sich auch großer Beliebtheit auf Röcken. In unserem Artikel „Taschenvarianten am Rock“ zeigen wir dir, welche Möglichkeiten du hast, um deinen Rock aufzupeppen, und wie du die Taschen einfach selbst integrierst.
Beliebt sind Taschen vor allem, wenn es um die Reisegarderobe geht. Die Kleidung muss praktisch sein, da dürfen große Einschubtaschen nicht fehlen! In der Rundschau 12/2017 findest du Schnittkonstruktionen für eine Outdoorjacke, eine passende Stretchhose, Sweat-Shirt oder ein Jerseykleid.
Die Ursprünge des Cargo-Looks finden sich zwar im Outdoor- und Trekkingbereich, jedoch finden sich auch auf dem Laufsteg vermehrt Kleidungsstücke in diesem Stil. Erfahre hier, wie du deine Cargo-Tasche nähst.
Inspiriert vom Retrolook ist das Kleid mit aufgesetzter Tasche, Patte und weitschwingendem Rock ein stillvoller Alltagsbegleiter. Die Schnitt-Technik für das Retrokleid mit aufgesetzter Tasche findest du in der Rundschau 7-8/2018.
Anhand des Blazers lässt sich gut darstellen, wie elegant ein Kleidungsstück durch eine bestimmte Taschenform wirkt. In der Rundschau 11/2018 sind zwei Schnittmuster enthalten für einen Blazer mit Pattentasche und Paspeltasche sowie einer schmalen Leistentasche.
Wie man eine einfache Paspeltasche näht, erklären wir dir hier. In der Rundschau 04/2018 findest du in der Schnitt-Technik Beispiele für deine Paspeltasche. Paspeltaschen sind vielseitig einsetzbar. Auch bei Trachten sind sie ein Hingucker. In unserer Anleitung „Paspeltasche an Trachtenjacke nähen“ zeigen wir dir die wichtigsten Schritte. Wenn du in der Taschenform variieren willst, haben wir hier eine Erklärung zum Nähen einer Paspeltasche mit spitzzulaufenden Ecken für dich. Desweiteren: In der Rundschau 09/2019 findest du eine Schnitt-Konstruktion und Nähanleitung für eine Paspeltasche in Halbkreisform oder Spitz zulaufend Tiefergehende Informationen zum Thema Paspeltasche als einfache, verstürzte oder geschwungene Version erhältst du außerdem aus dem Buch Atelier – Fachwissen aus der Praxis 2.
Jacken und Hosen mit aufgesetzten Taschen sind immer im Trend. Mit ein paar Tricks und Gestaltungsoptionen, wie Knöpfe und Reißverschlüsse, können sie zusätzlich aufgewertet werden. Wie man eine aufgesetzte Tasche mit Reißverschluss näht, zeigen wir dir hier. Aber nicht nur diese Kleidungsstücke können aufgesetzte Taschen zieren. Das Aufsetzen von Taschen ist auch bei Sakkos möglich. Die Verarbeitung ist jedoch schwieriger und verlangt etwas Übung. In der Anleitung „Aufgesetzte Taschen am Sakko“ erklären wir dir, wie man aufgesetzte Taschen mit innenliegendem Taschenbeutel an ein Sakko näht und was es dabei alles zu beachten gibt.
Ob rund, eckig oder im Netz-Look, die Grundformen der Taschen können beliebig miteinander kombiniert und verarbeitet werden. Weitere Inspirationen zu schönen Taschenformen findest du auf unserem Pinterest Account. Klicke dich auf der Pinnwand „Taschen“ durch die neuesten Ideen und Trends.
Erstmals erschienen 2019, letzte Aktualisierung 26.09.2019.