Vintage ist alles was alt ist, diese Aussage stimmt nur teilweise. Der Begriff Vintage stammt aus der englischen Weinsprache und bedeutet „Jahrgang eines Weines“, abgeleitet wird von einem sehr guten Jahrgang geredet. Daraus hat sich unser modischer Begriff von Vintage entwickelt. Wenn von Vintage-Bekleidung gesprochen wird, ist somit ein älteres Kleidungsstück gemeint, welches einen hochwertigen Charakter hat.
Älter meint in diesem Zusammenhang den Stil der Mode zwischen den 1920er und 1970er-Jahren, alles was vor den 1920ern getragen wurde, wird als Antiquität bezeichnet. Unterschieden werden muss zudem zwischen Kleidungsstücken, die tatsächlich aus den 1920er bis 1970er-Jahren stammen, und Kleidungsstücken, die im Used-Look bzw. im Look der alten Zeiten kreiert werden. Neu erstellte Kleidung dient dazu, den Look wieder aufleben zu lassen, hier wird von Vintage-Neuware gesprochen.
Einen typischen Vintage-Look gibt es in dem Sinne nicht, denn der Look unterscheidet sich je nach Epoche. Die Looks im Überblick:
Der glamouröse Look der 20er-Jahre ist spätestens seit „The Great Gatsby“ wieder im Trend. Der Stil steht für einen revolutionären Lebenswandel nach dem ersten Weltkrieg. Korsetts und auffallende Kleider mit Puffärmeln wurden gegen einfache Shirtkleider mit tiefer Taille getauscht. Frauen trugen nun auch vermehrt Männerkleidung, wie zum Beispiel Hosen mit weißem Hemd.
Die bekannte Modeikone Coco Chanel führte mit klaren und geradlinigen Schnitten die Modewelt voran. Im Alltag der goldenen Zwanziger trugen Frauen eher schlichte Kleider, die aus mit Plissees verzierter Seide bestanden. Im Gegensatz dazu wurde zu Feierlichkeiten auf extravagante Kleidung zurückgegriffen und Accessoires wie Feder-Boas, Perlenketten oder Stirnbänder genutzt. Bekannt sind zudem die paillettenbesetzten Fransenkleider, Pelzstolen, langen Handschuhe und Fächer.
Als die Auswirkung der Weltwirtschaftskrise und Machtübernahme der Nationalsozialisten immer spürbarer wurden, änderte sich auch die Mode. Die glamourösen Kleider aus den goldenen Zwanziger wurden gegen Kostüme mit Röcken und Kleidern in mädchenhaftem, figurbetontem Stil ausgetauscht. Schmal geschnittene, taillierte Röcke die bis zu den Waden reichten, dominierten die Kleidung der 30er.
Geboren wurde in den „Dirty Thirtys“ die weite Marlenehose, bekannt von Marlene Dietrich, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Kombiniert wurde die Hose mit einem Bolero (kurze, rundgeschnittene Jacke). Die Schulterpolster gewannen in der Modewelt immer mehr an Bedeutung. Beliebt war unter anderem auch die lange und schmale Kleiderform Prinzesskleid.
Stoffrationierung und Sparmaßnahmen ließen in den 40er-Jahren nicht viel Platz für eine modische Entfaltung. Es galt das Prinzip „aus alt mach neu“. Daher vermischten sich die Modestile vorheriger Jahrzehnte. Beliebt waren breite Schultern mit weitschwingenden Schmetterlingsärmeln, Röcke, die leicht bis kaum die Knie verdeckten, und hochgeschlossene Oberteile. Im Vordergrund stand vor allem der praktische Zweck von Kleidung.
Erstmals wurden Kunstfasern für Nylonstrümpfe getragen. Alte Kleidungsstücke, meist Männerkleidung, wurden als Basis für neue Bekleidung genutzt. Unter den Jugendlichen war der lässige Strickpullover Sloppy Joe beliebt. Getragen wurde er zur Bluejeans (Frauen die Hosen wurden noch nicht gänzlich akzeptiert) oder Röcken. Charakteristisch für die Zeit sind Drapierungen, schmale Taillen und weite Hüften.
Die „Nutzmode“ der Kriegszeit wurde in den 50er-Jahren gegen einen selbstbewussteren und weiblicheren Look getauscht. Der Pin-Up-Stil (Frauen in erotischer Pose) entwickelte sich. Stilikonen wie Bettie Page läuteten mit Petticoats (bauschige Unterröcke), Bluejeans und Pomade (Haarpflegeprodukt) die rebellische Zeit ein. Beliebt waren auch Bleistiftkleider, Nahtnylons und Pumps, wie Marilyn Monroe sie trug. Dieser Stil ist auch als Bombshell-Look bekannt. Wichtig war: Die Kurven mussten in Szene gesetzt werden!
Der 60er-Jahre-Look ist vor allem wild! Die Emanzipation stand nun im Vordergrund. Es wurde gegen die verstaubte Vorstellung von der Frau angekämpft, die perfekt gestylt zu Hause auf ihren Mann wartet und diesen bekocht. Frauen der „Swinging Sixties“ trugen fortan knallige Farben mit grafischen Mustern. Für etwas Ruhe in der Kleidung sorgten Karomuster in Brauntönen.
Zudem waren in den 60er-Jahren kurze Kleider mit losen Schnitten oder A-Linienform-Kleider angesagt. Hochgeschlossene Oberteile mit Kragen sorgten für einen Kontrast im Stil. Oben mädchenhaft und unschuldig, während der Minirock für einen sexy Look sorgte. Hosen, die bisher von der anständigen Mittelschicht gemieden wurden, lagen mit Karotten- oder Schlagform im Trend. Ende der 60er-Jahre setzten sich langsam die ersten Flower-Power-Trends mit wallenden Kleidern, Blumenprints und großen Sonnenbrillen durch.
„Punkig und wild beschreibt“ den Look der 70er-Jahre. Neben Lederjacke und Oversized-Kleidung ist alles im Trend, was wild aussieht. Schlaghosen, Cord, Metallic, eine Zeit der Rebellion und Hippie-Bewegung. Nach dem Motto „Make love not war“ trug die Gesellschaft lange, luftige Kleider, die aus fließenden Stoffen erstellt wurden.
Getragen wurden Schlaghosen aus Cord, Hotpants, Schluppenbluse (hochgeschlossene Bluse mit Schleife), hautenge Rollkragenpullover in warmen Tönen und im Kontrast dazu die schillernde Discomode und Jumpsuits.
Der Unterschied zwischen Vintage und Retro liegt darin, dass Vintage sich auf das Material sowie die Textur des Kleidungsstückes bezieht, es wird auf die tatsächliche Entstehungszeit fokussiert. Von Retro wird gesprochen, wenn die Form und Farbgebung alter Designs aufgegriffen wird. Also handelt es sich bei Retro-Ware immer um Neuware.
Vintage ist seit den 1990er-Jahren beliebt. Die Ursprünge entwickelten sich dabei in Großbritannien und entstand als Gegentrend zum futuristischen und medienabhängigen Zeitalter des 20. Jahrhunderts. Damit wollte man gegen die Globalisierung und die dadurch entstehende Vereinheitlichung von Kleidungsstilen angehen. Nicht zuletzt erfreut sich der der Vintage-Look einer großen Beliebtheit spätestens seit Julia Roberts zu der Oscar-Verleihung im Jahr 2001 ein Kleid von Valentino trug und somit einen modischen Trend setzte.
Vintage ist nicht nur auf Flohmärkten oder alten Dachböden zu finden, vielmehr kann mit Vintage-Schnittmustern eine neuwertige Vintage-Ware erstellt werden. Wichtig ist dabei nur, bei einer Epoche zu bleiben, da ansonsten der Look nicht mehr stimmig und sympathisch wirkt. Was welche Epoche genau ausmacht, erfährst du hier: „Was ist typisch Vintage?“.
Weite Hosen sind nicht nur bequem, sie zaubern auch eine schöne Figur. So erlebt die High-Waist-Marlenehose aus den 30er-Jahren wieder ein Comeback. In der Rundschau 04/2018 sind in der Schnitt-Technik Beispiele für vier weite Hosen zu finden.
Das klassische Herrenhemd hält wieder Einzug in die weibliche Garderobe. Das Shirtdress ist superpraktisch und erfordert im Styling keinen großen Aufwand. Die passende Schnitt-Technik für das Mantelkleid ist in der Rundschau 09/2017 zu finden.
Ende der 40er-Jahre entwarf Christian Dior das elegante Cocktailkleid, welches zur Cocktailstunde (am frühen Abend) getragen wurde. Die Schnitt-Technik für das Cocktailkleid mit Volant ist in dem Buch „Schnittkonstruktion Brautmode und Event“ zu finden.
Von Blumen bis zu Paisleys – besonders großflächige Muster und knallige Farben waren in den 1970er-Jahren angesagt. Das Schnittmuster für ein Vintage-Kleid im Stil der 70er-Jahre lädt zur Nostalgie ein. Weitere Schnittmuster für Kleider im Stil der 70er-Jahre sind in der Rundschau 03/2016 zu finden.
Im Trend liegen die vom Retro-Look inspirierten Kleider mit typischen Elementen wie Plastron (Brustlatz für Frauentrachten), Rüschen oder Kräuselungen. Im E-Dossier sind vier Schnittkonstruktionen von Kleidern im Retro-Stil zu finden.
Reitbekleidung muss nicht nur bequem sein, sondern auch passend und zweckdienlich. Die modebewusste Reiterin legt immer mehr Wert auf ein schickes Erscheinungsbild bei sich und ihrem Pferd. In der Rundschau 10/2018 ist in der Schnitt-Technik eine Vintage-Reitjacke zu finden, passend dazu werden in der Ausgabe noch weitere Schnittmuster für Reitbekleidung beschrieben.
Schulterpolster gehören zu den Klassikern des Vintage-Stils. Die in die Schulterpartie eingearbeiteten Polster wurden erstmals 1932 für den Film „Letty Lynton“ in der Frauenmode eingesetzt. Der maskuline Schnitt strahlte das Bild einer „starken Frau“ aus. Eingearbeitet werden können die Polster in fast jedes Oberteil, im Buch „Atelier – Fachwissen aus der Praxis 2“ erfährst du, wie du die Schulterpolster richtig einsetzt.
Der Tulpenärmel erinnert dank seiner Form an die Blütenblätter einer Tulpe. Der Hingucker wurde in den späten 40er-Jahren oft genutzt, und auch heute findet er noch Anwendung in Blusen und Kleidern. Eine Anleitung für die Gestaltung von Tulpenärmeln ist in dem Buch „Schnittkonstruktionen für Kleider und Blusen“ zu finden.
Die 50er-Jahre sind bekannt für körperbetonte feminine Modelle, die sich durch ihren Einfallsreichtum und ihre Originalität auszeichnen. Gerade für Sommerkleider eignen sich daher die Schnitte dieser Jahrgänge besonders gut. Mehr über die Entwicklung der Ausschnittformen über die Jahrzehnte und Schnittmuster für die Ausschnittformen der 50er-Jahre findest du im Buch “Historische Schnitte DOB“. Unter anderem wird die sternförmige Fältchenlegung oder der geformte Reverskragen thematisiert.
Der Bubikragen (auch Peter-Pan-Kragen) wurde in den 1920er-Jahren erstmals als Kragenform genutzt. Bereits in den 60er-Jahren erlebte der flachliegende Kragen eine Renaissance. Die Schnittkonstruktion für eine Bubikragen findest du hier.
Bekannt sind die 50er-Jahre unter anderem für die spektakulären Kragen. Bei Mänteln und Jacken gibt es die Möglichkeit, nur durch dieses eine Detail einen neuen Look zu kreieren. In der Damenrundschau 1-2/2018 ist das Schnittmuster Stehkragen im Stil der 50er-Jahre zu finden sowie weitere Informationen rund um das Thema Kragen.
Mehr Weiblichkeit wurde mit engen Bleistiftröcken und Petticoats gezeigt. Besonders Hüfte und Busen wurden bevorzugt betont, um die Wespentaille herauszuarbeiten. Wie dies mithilfe von Abnäherverlegung erzielt werden kann, erfährst du im Artikel Couture-Abnäherverlegung der 50-er Jahre.
Inspiration für Damenmode vergangener Epochen und Vintage-Mode findest du auf unserer Pinterest-Pinnwand „Historische Damenmode“.
Erstmals erschienen 2019, letzte Aktualisierung 17.10.2019.