{"id":13935,"date":"2023-04-03T08:00:50","date_gmt":"2023-04-03T06:00:50","guid":{"rendered":"https:\/\/www.muellerundsohn.com\/?p=13935"},"modified":"2023-03-30T17:05:10","modified_gmt":"2023-03-30T15:05:10","slug":"herrenschneider-als-unesco-kulturerbe","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.muellerundsohn.com\/allgemein\/herrenschneider-als-unesco-kulturerbe\/","title":{"rendered":"Herrenschneider als UNESCO-Kulturerbe"},"content":{"rendered":"
\"Gem\u00e4lde
Der Schneider, 1570\u20131575, von Giovanni Battista Moroni aus der National Gallery (London)<\/span> (Bild: Wikimedia Commons)<\/span><\/figcaption><\/figure>\n

Die Handwerker-Walz<\/strong>, die Falknerei, das K\u00f6hler-, Flecht- & Drechslerhandwerk \u2013 sie alle stehen auf der UNESCO-Liste \u00bbImmaterielles Kulturerbe in Deutschland\u00ab. Wird demn\u00e4chst auch der Beruf des Herrenschneiders zum Kulturerbe der UNESCO geh\u00f6ren?<\/p>\n

Wenn es nach den \u00bbHerrenschneidern\u00ab geht, k\u00f6nnte dies in etwa zwei Jahren soweit sein. So lange dauert das nationale Bewerbungsverfahren, mit dem \u00bbDie Herrenschneider\u00ab erreichen wollen, ihren Beruf als kulturschaffendes und erhaltendes Handwerk durch die UNESCO anerkennen zu lassen. Hintergrund fu\u0308r diese Initiative ist die Intention, urspru\u0308nglich mit der handwerklichen Ma\u00dfschneiderei verbundene Begriffe wie \u00bbMa\u00dfarbeit\u00ab, \u00bbHerrenschneider\u00ab etc. wieder auf diesen Ursprung zuru\u0308ckzufu\u0308hren und ihnen den Wert wiederzugeben, der ihnen zukommt. Also sich deutlich und eindeutig abzusetzen sowohl von der Ma\u00dfkonfektion als auch von der Praxis einer \u00bbMa\u00dfanfertigung\u00ab, die mit diesem Begriff im Grunde Hochstapelei betreibt.<\/p>\n

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\u00dcberliefertes Wissen & K\u00f6nnen wertsch\u00e4tzen<\/h2>\n

\u00bbMit der Bewerbung zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland wollen wir unser Handwerk, unsere Handwerksleistungen und die Kulturgeschichte dahinter hervorheben\u00ab, so Sandro Du\u0308hnforth, Gru\u0308ndungsmitglied von \u00bbDie Herrenschneider\u00bb. \u00bbWir haben die gro\u00dfe Hoffnung, sofern wir mit dem Eintrag in die UNESCO-Liste erfolgreich sind, dass der Beruf des Herrenschneiders mit seiner mehr als tausendj\u00e4hrigen Geschichte allein in Deutschland, beziehungsweise die Berufsbezeichnung \u00bbHerrenschneider\u00ab ein schu\u0308tzenswerter Begriff werden k\u00f6nnte. Wir m\u00f6chten unseren Kunden und allen interessierten mitteilen: Wirkliche Ma\u00dfschneiderei ist nicht denkbar ohne einen langen Qualifizierungsprozess, sowohl was die historische Entwicklung des Handwerks angeht als auch im Hinblick auf praktisches Handwerkswissen und die Fertigkeiten, die ein Herrenschneider fu\u0308r die Ausu\u0308bung seines Berufs erwerben muss.\u00ab<\/p>\n

Max Raabe als Galionsfigur<\/h2>\n

Die Bewerbung der \u00bbHerrenschneider\u00ab zum Im-materiellen Kulturerbe hat prominente Unterstu\u0308tzer gefunden: Prof. Otto C. J. Niemann, Autor zahlreicher Schriften und Bu\u0308cher, u. a. zur Geschichte der Entwicklung des Schneiderhandwerks und zur Kultur- und Technikgeschichte des Zuschnitts, sowie der New Yorker Blogger und Autor Juhn Maing, der sich nach seiner Untersuchung zur Geschichte des Schneiderhandwerks in Sizilien nun mit der Ma\u00dfschneiderei in Deutschland besch\u00e4ftigt. Sozusagen als sichtbare \u00bbGalionsfigur\u00ab fu\u0308r das, was Herrenschneiderei leistet, konnte Max Raabe, Ku\u0308nstler und Kunstfigur in Personalunion, gewonnen werden. \u00bbWir wollten zeigen, dass ohne die Herrenschneiderei, ohne Ma\u00dfanzug und Smoking, literarische, Theater- oder Filmfiguren nicht so h\u00e4tten gezeichnet und charakterisiert werden k\u00f6nnen, wie wir sie quasi vor Augen haben. Denken Sie nur an \u00bbDer gro\u00dfe Gatsby\u00ab, an James Bond oder die eleganten Dandies in den Kom\u00f6dien von Oscar Wilde. Bei unserer Bewerbung wollten wir deshalb auch eine Ku\u0308nstler- und Kunstfigur im Ma\u00dfanzug zeigen: Max Raabe hat sofort Ja gesagt und ein Bild geschickt. Das war gro\u00dfartig!\u00ab<\/p>\n

\"Schneider
Schneider bei Henry Poole & Co in der Savile Row in London, 1944<\/span> (Bild: Wikimedia Commons)<\/span><\/figcaption><\/figure>\n

Im Einklang mit der Savile Row<\/h2>\n

In etwa zeitgleich mit der Bewerbung von \u00bbDie Herrenschneider\u00ab hat auch die \u00bbSavile Row Bespoke Association\u00ab in England einen Antrag fu\u0308r den Eintrag in die UNESCO-Liste eingereicht. \u00bbDas passt sehr gut\u00ab, meint Sandro Du\u0308hnforth, \u00bbdenn wenn es uns beiden gelingen sollte, ins Rennen zu kommen, g\u00e4be es vielleicht sogar Chancen, es auf die internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes zu schaffen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal mu\u0308ssen wir hier in Deutschland erfolgreich sein.\u00ab Und falls das nicht funktionieren sollte? \u00bbDann machen wir natu\u0308rlich weiter!\u00ab, ist die spontane Antwort. \u00bbAllein die Informationen, die wir uns erarbeitet und die Kontakte, die wir geknu\u0308pft haben, sind schon Gold wert. Daru\u0308ber hinaus denke ich, dass eine realistische Chance besteht, dass wir zumindest in die Bundesweite Auswahlliste aufgenommen werden und damit eine gute M\u00f6glichkeit haben, an die \u00d6ffentlichkeit zu gehen und mehr Aufmerksamkeit fu\u0308r unser Handwerk zu bekommen, was fu\u0308r uns das gr\u00f6\u00dfte Anliegen ist.\u00ab<\/p>\n

Das Gu\u0308tesiegel<\/h2>\n

Auch ein weiteres Projekt von \u00bbDie Herrenschneider\u00ab zielt darauf ab, Ma\u00dfbekleidung als handwerkliches Kulturgut auszuzeichnen. Es ist ein Gu\u0308tesiegel, das mit fu\u0308nf Qualit\u00e4tskriterien handwerkliche Ma\u00dfarbeit im Sinne von \u00bbDie Herrenschneider\u00ab definiert und damit dieses Label als Qualit\u00e4tsversprechen etablieren soll. Eines der Qualit\u00e4tskriterien lautet \u00bbanerkannter Herrenschneider\u00ab \u2013 eine etwas unscharfe Formulierung \u2013 Sandro Du\u0308hnforth pr\u00e4zisiert: \u00bbEs kommt uns darauf an, dass die praktische Ausu\u0308bung des Berufs-, tats\u00e4chlich eindeutig als Herrenschneider definiert werden kann. Das meinen wir mit \u00bbanerkannt\u00ab \u2013 anerkannt als Herrenschneider*in von den Berufskolleginnen und Kollegen, anerkannt von den Kunden. Weiter wollten wir dies nicht einengen. Einerseits, weil es den Beruf des Herrenschneiders als eigenst\u00e4ndige Berufsbezeichnung seit der Neuordnung der Handwerksrolle eigentlich u\u0308berhaupt nicht mehr gibt. Andererseits, weil auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland zu uns kommen, die keine klassische deutsche Schneiderausbildung absolviert haben, weil es die dort u\u0308berhaupt nicht gibt, aber langj\u00e4hrige Erfahrung und hervorragendes Know-how vorweisen k\u00f6nnen. Unter anderem deswegen ist dieser Punkt so offen formuliert.\u00ab<\/p>\n

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Kapitulation vor der Mindestausbildungsvergu\u0308tung?<\/h2>\n

Ein Kriterium fehlt allerdings im Gu\u0308tesiegel komplett, ein Punkt, auf den bei der Gru\u0308ndung von \u00bbDie Herrenschneider\u00ab vor gut einem Jahr viel Wert gelegt wurde: die Ausbildung des Schneidernachwuchses als genuine Aufgabe der Betriebe. Eine \u00bbWiedergeburt\u00ab des Herrenschneiderhandwerks, die man sich ausdru\u0308cklich als Ziel gesetzt hatte, wird es aber ohne Ausbildung nicht geben k\u00f6nnen. Also warum der Wegfall dieses zentralen Punktes?\u00a0Kapitulation vor der Mindestausbildungsvergu\u0308tung? \u00bbViele Kolleginnen und Kollegen haben uns zu verstehen gegeben, dass Ausbildung unter den neuen Bedingungen fu\u0308r sie finanziell nicht mehr tragbar sei\u00ab, argumentiert Sandro Du\u0308hnforth. \u00bbWir stehen also vor dem Dilemma, neue Mitglieder nicht mehr aufnehmen zu k\u00f6nnen, falls diese nicht ausbilden, auch wenn sie ein gro\u00dfer Gewinn fu\u0308r uns w\u00e4ren. Auch damit wu\u0308rden wir unseren zentralen Punkt \u00bbWiedergeburt\u00ab des Herrenschneiderhandwerks infrage stellen. Andererseits mu\u0308ssen wir auf jeden Fall eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicherstellen. Es stellt sich also die Frage, wie k\u00f6nnen wir solch eine Ausbildung leisten \u2013 in welcher Form auch immer \u2013 und gleichzeitige die Betriebe entlasten? Eine Option w\u00e4re die Einrichtung einer \u00bbHerrenschneider-Akademie\u00ab, was aber derzeit noch ein Zukunftsprojekt ist, das gru\u0308ndlich durchdacht werden muss. Im Moment freuen wir uns daru\u0308ber, dass wir seit Gru\u0308ndung von \u00bbDie Herrenschneider\u00ab fu\u0308nf neue Mitglieder begru\u0308.en konnten, weitere Beitrittsanfragen liegen derzeit auf dem Tisch. Ich denke, diese Wachstumsrate ist ganz vorzeigbar angesichts der Anzahl der noch bestehenden Herrenschneiderbetriebe in Deutschland.<\/p>\n

Das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO in Deutschland<\/h2>\n

Das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zeigt exemplarisch, welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden. Die in das Verzeichnis aufgenommenen Kulturformen sowie ihre Tr\u00e4ger stehen fu\u0308r die Kreativit\u00e4t, den Innovationsgeist und das Wissen unserer Gesellschaft. Die Liste des Immateriellen Kulturerbes wu\u0308rdigt kreative Kulturformen und deren reichen Schatz an Erfahrungswissen. Diese Aufmerksamkeit soll dazu fu\u0308hren, dass gelebte Traditionen, die heute in Deutschland von Gruppen und Gemeinschaften praktiziert werden, erhalten, fortgefu\u0308hrt und dynamisch weiterentwickelt werden k\u00f6nnen. Zur Aufnahme in die Liste trifft jedes Bundesland eine Vorauswahl und kann bis zu vier Bewerbungen an die Kultusministerkonferenz weiterleiten. Die bundesweite Vorschlagsliste wird von einem Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission gepru\u0308ft und bewertet. Die Kultusministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung fu\u0308r Kultur und Medien best\u00e4tigen abschlie\u00dfend die Auswahlempfehlungen des Expertenkomitees.<\/p>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Die Handwerker-Walz, die Falknerei, das K\u00f6hler-, Flecht- & Drechslerhandwerk \u2013 sie alle stehen auf der UNESCO-Liste \u00bbImmaterielles Kulturerbe in Deutschland\u00ab. Ob demn\u00e4chst auch der Beruf des Herrenschneiders zum Kulturerbe der UNESCO geh\u00f6ren erfahrt Ihr hier.

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